Diese Nachricht ging in der letzten Woche durch die Medien. In künftigen Sitzungen im britischen Parlament dürfen Abgeordnete keine AppleWatch mehr tragen, da Hackerszenarien den Missbrauch der Uhr, genauer, des eingebauten Mikrofons befürchten lassen. Und um es noch präziser zu machen: Die britische Premierministerin fürchtet Lauschangriffe durch russische Hacker.
Recherchen, welche konkreten Sachverhalte dieser Befürchtung zugrunde liegen, ergaben: nichts. Weder dem entsprechenden Artikel aus der Zeitung The Telegraph, noch sonstigen Quellen aus dem Umkreis der britischen Regierung ließen sich genauere Hinweise entnehmen, offensichtlich handelt es sich um eine recht allgemeine Befürchtung.
Auffällig an der Nachricht sind aus technischer Sicht bereits mehrere Details: Zunächst beinhaltet nicht nur die AppleWatch, sondern nahezu alle aktuellen Smartwatches Mikrofone, die ein Telefonieren und damit prinzipiell die Aufnahme von Kommunikation in der näheren Umgebung erlauben (Hinweis des Autors aus eigener Erfahrung: ab einem Abstand von ca. 50cm von der Uhr lässt sich das Mikrofon kaum noch sinnvoll nutzen). Was also die Beschränkung auf die AppleWatch besagen soll, lässt sich vor diesem Hintergrund nicht feststellen. Es liegt vermutlich an der Unkenntnis, dass es da draußen noch mehrere solcher Geräte gibt, die nicht von Apple stammen, und technisch zumindest dasselbe Angriffsszenarium bieten. Und ggfl. von Abgeordneten getragen werden.
Weiter funktionieren die Uhren bisher als „verlängertes Mikrofon“ – mit Ausnahme der LG Urbane 2, welche eine eigene SIM-Karte verwendet – nicht ohne gepairte Smartphones in der nahen Umgebung, soll heißen, in Bluetooth-Reichweite. Ein Lauschangriff über eine Smartwatch, die nicht „ihr“ Smartphone in der Nähe hat, ist also technisch – wenn auch vielleicht nicht unmöglich –extrem schwierig. Und Smartphones sind, so zumindest die Berichte, bereits seit längerem im Parlament verboten. Im Vergleich dazu gibt es wesentlich leichtere Möglichkeiten von Zugriffen auf Rechner und Notebooks der Abgeordneten. Spätestens hier lässt sich also fragen: Was soll das?
Aus datenschutz-politischer Sicht lässt sich darüber hinaus natürlich über den Umstand schmunzeln, dass ausgerechnet Großbritannien, die mit ihrem GCHC (laut eigener Aussage „die größte SIGINT-Maschine der Welt“ (SIGINT: Signals Intelligence) letztlich weltweit alles überwachen was nicht bei drei auf den Bäumen ist, einen Lauschangriff über (ohne Verbindung hilflose) Smartwatches befürchtet.