Wie auch im letzten Jahr möchten wir Ihnen den ein oder anderen interessanten Talk vom Chaos Communication Congress vorstellen, der rechtliche Themen nicht nur streift. Links zu den Videos finden sich im jeweiligen Text.

Corporate surveillance, digital tracking, big data & privacy

Der immer transparenter werdende Internetuser ist ein Dauerthema in unserem Blog. Über Facebook, Cookies, Retargeting und und und haben wir immer wieder berichtet. Herr Wolfie Christl von der Universität Wien hat auf dem 33C3 hierzu einen sehr anschaulichen und praxisnahen Abriss gegeben. Spannend war vor allem die Darstellung der großen Anbieter auf dem Markt und die von diesen praktizieren Tracking- und Auswertungsmechanismen. Thema im Marketing war auch hier besonders die individualisierte Preisgestaltung, die auch bei uns schon diskutiert wurde.

3 Years After Snowden: Is Germany fighting State Surveillance?

Die beiden Mitarbeiter von netzpolitik.org behandeln in ihrem Talk die Frage, wie sich Deutschland seit den Snowden-Enthüllungen mit dem Thema der massenhaften Überwachung der Gesellschaft auseinandergesetzt hat. Auf mitunter humorvolle Weise werfen die beiden Speaker ein Licht auf die enge Zusammenarbeit von NSA und BND und zeigen dabei, mit welch absurden Auslegungen des Rechts der BND seine Aktivitäten nachträglich rechtfertigte. Rechtspolitisches Resultat der Aufdeckungen im Rahmen der NSA-Affäre ist dabei nicht eine Beschneidung der Befugnisse des BND. Ganz im Gegenteil werden dessen Befugnisse erweitert bzw. die bisherige Fernmeldeaufklärung legalisiert sowie das Budget aufgestockt.

Copywrongs 2.0

Der Talk von Julia Reda, Mitglied des Europäischen Parlaments, gibt interessante Einsichten über die Entwicklung des Urheberrechts auf europäischer Ebene. Der neue Entwurf zum Urheberrecht, maßgeblich entwickelt vom scheidenden EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Günther Oettinger), beinhaltet Verschärfungen in Bezug auf die freie Nutzung von Inhalten, die mit den derzeitigen (technischen) Gegebenheiten und wohl auch mit dem EU-Recht nicht vereinbar sind. Zu diesen Verschärfungen gehören etwa erhöhte rechtliche Anforderungen an das File Hosting, das Indexieren von Internetseiten, die Nutzung von Zitaten oder an die Verlinkung auf urheberrechtlich geschützte Inhalte.

Irren ist staatlich – 10 Jahre Informationsfreiheitsgesetz

250 Jahre schwedisches IFG. Zehn Jahre Bundes-IFG. Und, nun ja, ein Jahr hat das baden-württembergische IFG mittlerweile auf dem Buckel. Zeit für eine große Retrospektive zu den rechtspolitischen Auswirkungen der Informationsfreiheitsgesetze. Diese bekommt man zwar nicht in dem leider nur 30-minütigen Talk von Arne Semsrott (fragdenstaat.de), dafür aber – wie bereits beim 32C3 – interessante Einsichten in die Art und Weise, wie die Antragsgegner (Behörden etc.) mit den Anfragen verfahren. Dabei hat sich ein altes Mittel bewährt: Ein rechtliches Werkzeug (die Möglichkeit, verbindliche Anfragen zu stellen) so zu instrumentalisieren, dass auf der Gegenseite ökonomischer Druck entsteht (Unmöglichkeit aber Verpflichtung, alle Anfragen einzeln zu beantworten), was in diesem speziellen Fall dazu führte, alle Informationen von Anfang an bereitzustellen. Hartgesottene Freunde des Metals schauen bis zum Schluss.

Berechnete Welt – Unsere Daten, die Zukunft und die zerstörte Demokratie

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Auch wenn manch einem bei diesem im Kontext von Big Data reflexhaft geäußerten Spruch so langsam schlecht wird, empfehlen wir trotzdem jedem am Thema interessierten den 30-minütigen Vortrag von Karl Urban. Der Wissenschaftsjournalist gibt einen, wenngleich nicht tiefgehenden so doch kurzweiligen, Abriss zum Thema, beginnend mit den Vorhersagen der altgriechischen Orakel bis zur gegenwärtigen soziophysikalischen Prognose mittels Big Data und deren Auswirkungen.