Dass China versucht, die freie Meinungsäußerung einzuschränken, ist kein Geheimnis. Vor allem soziale Netzwerke werden kontrolliert, oder im Falle ausländischer Anbieter wie Facebook, Twitter oder YouTube, blockiert. Die mit 806 Millionen monatlichen Nutzern größte chinesische Messenger App WeChat stellt bei der Zensur keine Ausnahme dar. Wie kanadische Forscher des Citizen Lab aus Toronto nun herausfanden, werden Konten mit chinesischen Nummern nach sich verändernden Schlüsselwörtern durchsucht und entsprechende Nachrichten ggf. blockiert. Am häufigsten werden Nachrichten in Gruppenchats zensiert, was die Forscher auf die höhere Verbreitung zurückführen. Bisher wurden Nutzer der App darüber informiert, wenn Nachrichten gelöscht wurden. Nun erfolgt die Zensur heimlich. Auch blockiert der Browser der App chinakritische Webseiten, während diese für Kunden außerhalb Chinas erreichbar sind (vgl. hier). Auch Nutzer außerhalb Chinas, die mit Freunden und Bekannten in China in Kontakt bleiben wollen, können sich nicht entspannt zurücklehnen. Die kanadischen Forscher fanden heraus, dass Accounts, die ursprünglich mit einer chinesischen Nummer eingerichtet wurden, selbst dann überwacht werden, wenn sich der Nutzer längst im Ausland befindet und auch eine neue Handynummer hat.

Jüngste Medienberichte über die Entwicklung einer „Zensursoftware“ von Facebook lassen da nichts Gutes erahnen. Facebook arbeitet angeblich an einer Software, die es Stellen in China ermöglichen soll, Inhalte zu überwachen und lokal zu blockieren. Den Berichten zufolge will sich Facebook nicht selbst an der Zensur beteiligen, sondern lediglich die Software chinesischen Stellen oder einem „Partner“ in China zur Verfügung stellen. Der Grund der Anbiederung dürfte klar sein, der chinesische Markt ist riesig und Facebook würde gerne ein Stück davon für sich beanspruchen.