Sobald jemand von „eingepflanzten Mikrochips“ beim Menschen spricht, auf denen bestimmte Informationen gespeichert sind, denkt wahrscheinlich jeder an einen Science-Fiction-Film. „Mission Impossible“, „Face Off“ oder „Terminator 4“ sind nur einige Filmklassiker, in denen diese Technik in irgendeiner Art und Weise eine Rolle spielt, sei es nun als Chip-Implantat im Gehirn eines Menschen oder in Form eines Stimmenimitators. Dank der ideenreichen Drehbücher hat der Zuschauer die Möglichkeit, temporär in eine irreale, oft stark futuristisch geprägte Welt abzutauchen. Doch was wäre eigentlich, wenn das Gezeigte nicht länger ausschließlich die Phantasie von Drehbuchautoren ist?

Bei der Suche nach einer passenden Antwort richtet sich der Blick momentan nach Schweden. Nachdem es 2008 schon erste Schlagzeilen aus Barcelona gab, wo sich Discothekenbesucher einen Chip als Zahlungsmittel einspritzen lassen konnten, widmet sich der in Schweden ansässige Verein BioNyfiken mit Herrn Hannes Sjoblad als Vorsitzenden aktuell ganz und gar der Thematik „Verschmelzung von Technik und Körper“ und treibt in diesem Zusammenhang gezielt den alltäglichen Einsatz von implantierten Chips beim Menschen voran. Was sich bei Haustieren schon entsprechend etabliert hat, wobei auf den im Ohr eingepflanzten Chips lediglich die Identitätsnummer des Tieres sowie Angaben zum Besitzer und zu Behandlungsdaten befinden, muss seine Alltagstauglichkeit beim Menschen aber erst noch beweisen.

Derzeitiger Einsatz von Chip-Implantaten

Zurzeit sollen insgesamt bereits 300 schwedische Arbeitnehmer mit einem Chip ausgestattet sein. Dabei wird dieser sogenannte RFID-Chip zwischen Daumen und Zeigefinder per Spitze implantiert und hat die Größe eines Reiskorns. Ausgerüstet ist der darin enthaltende Mikrochip mit Nahfeldkommunikation. Das heißt, sobald die mit dem RFID-Chip versehene Person bzw. Hand nun in die Nähe eines Lesegerätes oder eines anderen Empfängers kommt, ist sie identifiziert. Technisch basiert die Funktionsweise auf einer kontaktlosen Chipkartentechnologie, wobei der gegenwärtige Standard wohl mit dem in Bezahlkarten oder Ausweisdokumenten vergleichbar ist. Insofern ist die Auslesedistanz mit rund 10 Zentimetern verglichen mit der eines Skipasses mit rund 70 Zentimetern noch sehr gering.

Praktisch eingesetzt wird der implantierte RFID-Chip vorrangig als Ersatz für die Zugangskarte zum Büro, aber auch als Verifizierung beispielsweise in Fitnessstudios im Rahmen der Zugangskontrolle und der Vergabe von Schließfächern ausschließlich an Mitglieder sowie ebenfalls bei der Handynutzung (automatische Entsperrung des Handys ohne vorherige Pin-Eingabe). Man braucht daher nicht mehr an seinen Arbeitsschlüssel, seine Mitgliedskarte für das Fitnessstudio oder an den Pin denken, sondern betritt einfach die Räumlichkeiten oder berührt das Telefon.

Deutliche Kritik

Die geäußerte Kritik ist hoch, auch von Seiten der Arbeitnehmervertreter in Schweden. Nicht nur, dass durch den Einsatz von derartigen Chips Verhaltensmuster von Beschäftigten erstellt werden könnten sowie wiederum die Gefahr einer Vollüberwachung am Arbeitsplatz bestehe und der Einsatz damit insgesamt im Widerspruch zum Persönlichkeitsrecht eines Einzelnen stehen würde. Allein die Vorstellung von einem implantierten Fremdkörper ist durchaus gruselig, wenn nicht sogar beängstigend. Dagegen kommt auch der Kommentar vom Vorsitzenden der BioNyfiken: „Der Chip macht das Leben noch viel einfacher“ nicht mehr an.

Aber auch der Missbrauchsgedanke ist nicht von der Hand zu weisen. Denn sämtliche Daten befinden sich auf dem RFID-Chip und lassen sich schlimmstenfalls schon auslesen, indem man sehr dicht an der Zielperson vorbeigeht oder ihr die Hand schüttelt mit möglicherweise verheerenden Folgen, wie beispielsweise beim Zugang zu besonders gesicherten Räumen.

Ausblick

Ob sich der Einsatz des RFID-Chips beim Menschen letztendlich in Deutschland etablieren kann, ist stark anzuzweifeln. Denn hierzulande existiert im Gegensatz zu Schweden nicht zuletzt eine solide Grundlage bezüglich des Datenschutzes. Dass das Ganze auf eine Freiwilligkeit des Arbeitnehmers beruhen müsste, um einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit des Beschäftigten zu verhindern, ist selbstverständlich. Es stellt sich dann aber unweigerlich die Frage, ob die in einem Arbeitsverhältnis abgegebene Einwilligung eines Beschäftigten gegenüber seinem Arbeitgeber freiwillig sein kann. Dies ist generell sehr umstritten.

Insgesamt bleibt daher nur zu hoffen, dass so manch eine Science-Fiction Zukunftsidee reine Film-Phantasie bleibt.