Die italienische Aufsichtsbehörde geht gegen eine Software, die Frauen „auszieht“ vor.

Die italienische Datenschutzaufsichtsbehörde in Rom hat eine weitere Untersuchung im Bereich Telekommunikation eingeleitet. In diesem Fall handelt es sich nicht um die Saga rechtswidriger Telefonkampagnen, sondern um die dunkle Macht des Bilds, bzw. um den Schutz der Intimsphäre tausender Frauen.

Nackte Tatsachen

IT-Sicherheitsexperten der holländischen Sensity B.V. haben in Ihrem Bericht aufgedeckt, dass bis Ende Juli 2020 knapp mehr als 100.000 Frauen Opfer des Missbrauchs Ihrer Fotos wurden.  Die Forscher haben herausgefunden, dass mit einer Deepfake-Software im Messengerdienst Telegram („DeepNude“) aus normalen Fotos Nacktbilder generiert, veröffentlicht und in mehreren Telegram-Kanälen verbreitet wurden. „Die Software wurde in diesem Fall so programmiert, dass sie nur weibliche Körper erkennen und manipulieren kann. […] Während manche offensichtlich manipuliert aussehen, wirken andere täuschend echt.“ berichtete Der Spiegel. Darüber hinaus, wurde auch von Erpressung und Demütigung berichtet.

Würde und Privatsphäre

Der Vorfall ist den italienischen Behörden nicht entgangen. Sie haben eine Untersuchung gegen Telegram eingeleitet. Für die Behörde in Rom ist eine derartige Bildmanipulation eine gravierende Verletzung der Würde und der Privatsphäre der Menschen. Insbesondere Minderjährige sind von Erpressungen im Rahmen von revenge porn betroffen. Darüber hinaus, sieht die Behörde die Gefahr, dass die Benutzerfreundlichkeit des Programms jeden, der ein Foto im Internet hat, zu einem potentiellen Opfer einer solchen Fälschung macht. Telegram ist nun aufgefordert worden, der Aufsichtsbehörde in Italien Informationen bezüglich des Geschehens zu liefern. Wir werden über die Rückmeldung und weitere Entwicklungen berichten. Eins steht fest, der Vorfall hat nicht nur datenschutzrechtliche (und möglicherweise strafrechtliche) Relevanz, sondern ist auch politisch relevant, insbesondere angesichts der Tatsache, dass es die Software nur auf Englisch und Russisch gibt und angeblich die meisten Fotos von Nutzern aus der ehemaligen Sowjetunion geteilt wurden.

Nicht nur in Italien sind Frauen betroffen, sondern auch hierzulande. Wir erwarten, dass die deutschen Aufsichtsbehörden entsprechende Maßnahme ergreifen.