Die EU möchte ihre Außengrenzen wohlmöglich bald mit Hilfe eines Lügendetektors schützen. Das Forschungsprojekt iBorderCtrl entwickelt einen smarten Lügendetektor, der anhand der Mimik feststellen soll, ob Einreisend wahrheitsgemäße Angaben machen.

Der Reihe nach

Grenzkontrollen sollen effektiver, also schneller und genauer werden. Das ist ein Ziel der Europäischen Union. Das europäische Forschungsprojekt iBorderCtrl soll dabei helfen. Den Projektberichten nach müssen sich Reisende künftig online über das System voranmelden und dabei ein Bild aus dem Pass, ihr Visum und einen Nachweis über ausreichender finanzieller Mittel hochladen. Danach führen sie per Webcam ein „Interview“ mit einem Avatar, der in Aussehen und Sprache dem jeweiligen Einreisewilligen angepasst ist. Dabei wird die Mimik nach Anzeichen für Lügen untersucht. Das System vergibt dann einen Risikoscore. An der physischen Grenze angekommen, werden die Einreisewilligen dann erneut überprüft. Dabei unterscheiden die Grenzbeamten dann nach durch das System eingestuften unauffälligen und auffälligen Reisenden. Auffällige Reisende müssen erneut Fingerabdrücke abgeben, einen Handvenenscan und einen Gesichtsabgleich über sich ergehen lassen.

Seit November wird das System für sechs Monate an vier Grenzübergängen in Griechenland, Lettland und Ungarn getestet. Bedenklich daran ist, dass die „Erfolgsqoute“ bisher schlecht ist. Vor dem Feldversuch wurde das System gerade einmal an 32 Probanden getestet und erreichte dabei nur eine Treffergenauigkeit von 76% (vgl. hier). Aber es ist mehr als unwahrscheinlich, dass sich die Grenzbeamten nicht von dem systembasierten Risikoscore beeinflussen lassen. Auch ist bisher nicht bekannt, was mit den gesammelten biometrischen Daten der Einreisenden geschieht (vgl. hier).

Update 25.03.2019

Der Piratenpolitiker Patrick Breyer hat beim EuGH Klage auf Offenlegung von Projektunterlagen und -berichten eingereicht.  Bislang veröffentlicht die EU-Kommission so gut wie nichts zu dem Forschungsvorhaben mit dem Argument des Schutzes der kommerziellen Interessen der Beteiligten Firmen. Breyer hingegen sieht ein überwiegendes öffentliches Interesse an dem Projekt.