Wie viel Privatsphäre wollen wir von uns preisgeben? Wie sehr vertrauen wir künftig den immer vernetzteren Geräten, die in unseren Alltag integriert werden? Ist es wirklich erforderlich, dass Rauchmelder über ein Backend in der Cloud gesteuert werden? Muss Spracherkennung immer in Rechenzentren stattfinden? Würden wir es akzeptieren, dass ein Ausfall der Internetverbindung dazu führt, dass wir das Licht im Haus nicht mehr steuern können?

Diese Frage stellen sich Hersteller von Hausautomatisierungslösungen immer häufiger, insbesondere wenn es darum geht, Systeme zu entwickeln, die einerseits technisch sicher und andererseits von Nutzern auch akzeptiert werden. Ziemlich sicher ist, dass das sog. „Internet of Things“ kommen wird. Nicht nur große Technologieanalysten weisen auf diesen Trend seit Jahren hin. Es erscheinen auch immer mehr Produkte und Lösungen auf dem Markt – etwa smarte Rauchmelder wie Nest Protect, steuerbare Lampen wie Philips Hue, vernetzte Personenwaagen wie die Withings WS-50 etc. Noch ist jedoch nicht klar, wie sich dieser Trend in der Zukunft konkret entwickeln wird.

Werden die einzelnen Dinge in Zukunft tatsächlich jeweils mit eigenen IP(v6)-Adressen ausgestattet und direkt vom Internet aus erreichbar sein? Oder passt der bisher gängige Begriff „Internet“ der Dinge eigentlich nicht wirklich, weil sich das Meiste gar nicht wirklich im Internet abspielen wird?

Tatsächlich sind viele vernetzte Dinge derzeit gar nicht direkt über das Internet zu erreichen, sondern kommunizieren vielmehr über Funkprotokolle wie etwa Bluetooth Low Energy, Z-Wave oder ZigBee mit entsprechenden lokalen Empfangsgeräten vor Ort – etwa der Hue Bridge. Erst diese lokal im Haushalt vorhandenen Empfangsgeräte haben eine Möglichkeit, eine Netzwerkverbindung per TCP/IP herzustellen und Signale bzw. Befehle mit einer weiteren Steuereinheit zu kommunizieren.

Dass solche Steuereinheiten nicht zwingend in der Cloud liegen müssen, zeigen viele private Hausautomationsprojekte, wie etwa fhem oder openHAB. Auch die ersten großen Hersteller scheinen mittlerweile zu erkennen, dass eine Auslagerung der Steuereinheit in die Cloud nicht immer Vorteile hat. So berichtet heise.de etwa, dass das zu Samsung gehörende Unternehmen SmartThings verkündet hat, einen Rückzug der Steuerlogik aus der Cloud vorzunehmen und verstärkt auf die Verarbeitung auf lokaler Hardware zu setzen. Zwar wird auch bei einem solchen Konzept weiterhin eine Internetverbindung erforderlich sein – etwa damit die lokale Steuerzentrale automatische Updates erhält und auf Wunsch des Nutzers Befehle und Benachrichtigungen auch von außerhalb des heimischen Netzes gesendet bzw. empfangen werden können. Allerdings ist für die Ausführung von Befehlen grundsätzlich keine Internetverbindung mehr erforderlich und somit auch keine Datenverarbeitung in der Cloud. Dies erhöht nicht nur die Geschwindigkeit und möglicherweise auch die Zuverlässigkeit des Systems. Vielmehr bietet ein solches Konzept langfristig die Chance, dass die von Sensoren, Aktoren und der Steuerungselektronik erfassten bzw. generierten  Daten nicht das eigene Netz verlassen bzw. dem Nutzer weitgehende Steuerungsmöglichkeiten eingeräumt werden.

Vielleicht wird es eines Tages sogar normal sein, dass Spracherkennung nicht in der Cloud, sondern durch immer weiter steigende Prozessorleistung auch auf Geräten vor Ort umgesetzt wird, ohne dass Daten auf Unternehmensservern verarbeitet, ausgewertet, gespeichert und zur Verbesserung der Spracherkennung genutzt werden. Vielleicht verschwindet dann sogar die Bezeichnung „Internet der Dinge“ und wird ersetzt durch eine allgemeinere Bezeichnung, wie etwa „verbundene“ oder „vernetzte Dinge“.

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