Bereits vor einigen Wochen stellte Facebook die App „Rooms“ in den USA vor. „Rooms“ bietet den Nutzern die Möglichkeit, unterschiedlichen Chaträumen beizutreten und darin Inhalte verschiedenster Art auszutauschen (Wortbeiträge, Fotos, Videos).

Funktionsweise

Auf den ersten Blick handelt es sich hier um nichts Neues. Die Nutzung soll jedoch nach Aussage des Unternehmens im Gegensatz zu „herkömmlichen“ Chatplattformen absolut anonym erfolgen. Etwas verwunderlich ist dabei, dass Facebook seine Nutzer im Rahmen des sozialen Netzwerkes bis heute ausdrücklich auf die Klarnamenpflicht hinweist. Die Chaträume von „Rooms“ sollen die Möglichkeit bieten, über sensible Themen zu kommunizieren, ohne dabei die eigene Identität preisgeben zu müssen. Bei der Anmeldung zur App muss lediglich eine gültige E-Mail-Adresse eingegeben werden. Der Zugang zu bestimmten Chaträumen wird dadurch geregelt, dass der Gruppenadministrator die Teilnehmer mittels eines QR-Codes einlädt. Er entscheidet und kontrolliert insoweit, wer den Chat besuchen darf. Dem Missbrauch soll ferner dadurch vorgebeugt werden, dass Fotos vor dem Upload systemseitig auf pornographische Inhalte und Textbeiträge auf bestimmte Wortkombinationen hin überprüft werden. Die Teilnahme soll zwar erst ab 18 Jahren erlaubt sein, eine entsprechende Kontrolle durch Facebook findet jedoch nicht statt.

Problem der Anonymität

Facebook versichert zwar, dass Informationen keinesfalls mit den Nutzerdaten aus der „restlichen Facebook-Welt“ verknüpft werden. Dennoch sollten sich Nutzer darüber bewusst sein, dass eine Anonymität wohl nur in Bezug auf die Chatpartner untereinander angenommen werden kann. Eine Identifizierung des Anschlussinhabers durch Facebook über IP-Adressen und/oder UDID-Kennungen mobiler Endgeräte bleibt nicht ausgeschlossen. Durch eine -von Facebook ausgeschlossene- Verknüpfung mit bisherigen Profildaten könnten bereits bestehende Nutzerprofile mit sehr sensiblen Chatdaten angereichert werden. Dem möglichen Zugriff auf die Kommunikationsinhalte wird dabei nicht etwa durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vorgebeugt.

Die Tatsache, dass sich Nutzer in „Rooms“ durch den Anschein der Anonymität sicher fühlen und dadurch sehr sensible Informationen preisgeben, schürt das Interesse an diesen und macht sie gerade für den Plattformbetreiber wertvoll. Dass Facebook die Daten seiner Nutzer bereits in der Vergangenheit nicht nur altruistisch behandelte, sondern für eigene Geschäftszwecke nutzte, ist offenkundig. Auch der mögliche Zugriff durch staatliche Überwachungsinstanzen kann durch die Enthüllungen im Rahmen der Spähaffäre nicht ausgeschlossen werden.

Insofern sollte jedem Internetnutzer bewusst sein, dass die Kommunikation im Internet in den allermeisten Fällen doch nicht so ganz anonym stattfindet.