Die Thematik Wearables und die damit zusammenhängenden Gesundheits-Apps nehmen schon seit geraumer Zeit einen der wesentlichen Schwerpunkte bei der Berichterstattung im Bereich Datenschutz ein (bspw. hier). Derzeit gibt es unzählige Varianten an derartigen Anwendungen. So etwa zählen Millionen Menschen mit Fitness-Apps auf dem Smartphone oder der Apple Watch sowie mit Fitnessarmbändern ihre täglichen Schritte, überwachen ihr Schlafverhalten oder führen ihnen aufgetragene Sportübungen aus, alles für eine durch die Anbieter versprochene Gesundheitssteigerung. Doch können solche fast schon banalen Mittel tatsächlich zur Verbesserung der Gesundheit eines jeden Benutzers beitragen?
Gegenwärtige Lage
Im Allgemeinen sollen Wearables mit den dazugehörigen Apps das Selbsterkennen bestimmter Eigenschaften und Lebensweisen des jeweiligen Nutzers und zeitgleich deren Optimierung dienen. Bezeichnet wird diese Methode als „Quantified Self“. Ziel ist es, den Menschen an sich zu vermessen mithilfe von Apps, Fitnesstrackern oder anderen Geräten sowie die Anbieter mit den Anwendern zu vernetzen. Das Selbsterkennen durch Zahlen (sogenanntes „self knowledge through numbers“) und der sich daran möglicherweise anschließenden gesünderen bzw. fitteren Lebensweise sowie das gegenüber irgendeinem Arzt bessere Verständnis für die eigene Gesundheit sind mit eines der Hauptmotivationen zur Nutzung der Anwendungen. Doch findet ein Selbsterkennen auf Nutzerseite auch im versprochenen Umfang und auf Dauer statt?
Gegenwärtig werden durch die Benutzung derartiger Anwendungen die vielen Daten des Nutzers vorrangig nur in Form von Algorithmen gesammelt. Von einem „richtigen Lesen“ dieser Daten bzw. einer Auswertung nach deren Relevanz und damit einer Selbsterkennung kann aber längst nicht gesprochen werden. Dafür fehlt es dem Nutzer einfach am entsprechenden Know-how. Insofern kann bislang nicht einmal die Forschung eindeutig auswerten, ob es zur Optimierung der Gesundheit eines bestimmten Menschen beiträgt, wenn dieser bspw. 5000 Schritte anstatt nur 1000 Schritte pro Tag läuft. Dafür sind die Komplexität des menschlichen Körpers, seine individuellen Bedürfnisse und Reaktionen zu wenig bekannt und gerade nicht verallgemeinerbar. Wie soll der Einzelne also eine solch komplexe Analyse allein mithilfe eines Wearables bzw. einer App schaffen, welches den menschlichen Körper ausschließlich auf ein Messbares reduziert (Aktivität gleich Leistung)?
Im Ergebnis kommt damit de Facto eine ganze Menge an Daten, teilweise sehr sensibel, zusammen, was datenschutzrechtlich, wie durch uns in verschiedensten Beiträgen thematisiert, nicht unproblematisch ist.
Fazit
Die Frage nach dem Nutzen von „Fitness-Anwendungen“ lässt konkrete Zweifel nicht von der Hand weisen. Bevor man daher eine entsprechende Anwendung nutzt, sollte man sich zumindest darüber im Klaren sein, dass nicht alles was der Anbieter verspricht, gehalten werden kann bzw. eintritt. Die individuelle Gesundheit kann nicht allein mithilfe von Algorithmen optimiert werden. Eine Steigerung der Aktivität bedeutet eben doch nicht immer gleich fitter oder gesünder!