Mittlerweile prägen Menschen mit Gesichtsmaske (genauer: Mund-Nasen-Schutz) das Stadtbild. Angesichts wieder steigender Fallzahlen in vielen Ländern in Europa ist davon auszugehen, dass solche Schutzmaßnahmen noch eine lange Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Supermarkt zu tragen sind.

Laut einer aktuellen Studie aus den USA von Forschern der sog. Standardisierungsbehörde NIST würden diese Gesichtsmasken aktuell die derzeitigen Gesichtserkennungssysteme beeinflussen. Die besten der getesteten Algorithmen der Bilderkennung würden bei dieser Gesichtsbedeckung einer Fehlerquote zwischen 5 und 50 Prozent bei der Zuordnung eines Bildnisses einer Person unterliegen. Wird beispielsweise die Nase entsprechend bedeckt und eine schwarze Maske getragen, wurde die höchste Fehlerquote festgestellt.

Insgesamt wurden dabei 6 Millionen Bilder verwendet. Weitere Test sollen folgen.

Intelligente Videosysteme

Damit würde, anders als in einem früheren Beitrag aus unserem Blog, hiermit bestätigen worden sein, dass die gängigen Gesichtserkennungssysteme gewisse Schwierigkeiten hätten, die Bilder einer im System vorhandenen Person zuzuordnen, wenn diese eine großflächige Gesichtsmaske trägt.

Andere Forscher hatten hingegen festgestellt, dass die KI-Systeme derzeit lernen, mit diesem Umstand umzugehen und andere Gesichtspunkte identifizieren bzw. vergleichen, um die Fehlerquote zu verringern. In diesem Zusammenhang wurden die Systeme entsprechend neu kalibriert.

Es bleibt daher zu hinterfragen, inwiefern die Gesichtserkennungssysteme tatsächlich durch stets verbesserte Technik in der Lage sind, auch trotz der Mund-Nasen Bedeckung eine Person als solche zu identifizieren. Hier sei auch auf weitere Merkmale des Menschen hinzuweisen, wie z.B. der Gang oder die Größe und Körperfigur, die als Anhaltspunkt der Personenidentifikation gelten und der intelligenten Videosysteme mit Verhaltensauswertung zuzurechnen sind.

Die Folgen

Es ist zu konstatieren, dass die meisten Gesichtsmasken eine Personenidentifikation erschweren dürften und somit auch zum Datenschutz beitragen. Aber was kann dies für Konsequenzen für die Gesellschaft und konkret für den Einzelnen haben?

Positiv ist, dass sich der Einzelne vermeintlich „besser“ fühlen mag in der Öffentlichkeit durch das Tragen einer solchen Mund-Nasen-Bedeckung.

Denn: Es wird an verschiedenen Stellen seit geraumer Zeit geplant, durch Überwachungssysteme und Gesichtserkennungsmethoden die Zugangssicherung und Kontrolle, z.B. zu Fußballstadien oder aber an öffentlichen Bahnhöfen oder Flughäfen zu verbessern. Und auch die Polizei bzw. Sicherheitsbehörden in Europa bedienen sich immer mehr dieser Werkzeuge der Gesichtserkennung. In weiten Teilen der Erde sind die öffentlichen Plätze längst mit solchen Überwachungssystemen ausgestattet.

Ist die Fehlerquote allerdings höher, bedeutete dieses im Ergebnis jedoch auch: Es werden mehr Menschen entweder nicht erkannt oder fehlerhaft einer Person zugeordnet, d.h. möglicherweise auch genauer beobachtet oder schlimmstenfalls fälschlicherweise verdächtigt – oder es wird Ihnen der Zugang verwehrt. Das ist die Kehrseite der Medaille.