In kaum einer anderen Stadt sind so viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs wie in Kopenhagen. Dort wird nun die Einführung intelligenter Ampeln geprüft. Kopenhagen verfügt über breite Radwege, die sich in der Stadt auf eine Strecke von mehr als 350 km erstrecken. Da es in der Hauptstadt häufig zu Staus kommt, soll die Grünphase der Ampeln nun der Anzahl der Radfahrer angepasst werden: Je mehr Radfahrer vor einer roten Ampel warten, desto länger soll die Grünphase dauern.

Mit der geplanten Installation von Detektoren an Kreuzungsampeln für acht Millionen Euro soll – neben der Vermeidung von Staus – auch das Klimaziel erreicht werden, 2025 die erste CO2-neutrale Hauptstadt der Welt zu sein. Um Aggressionen auf der Straße entgegenzuwirken, wurden auf einer belebten Straße in Kopenhagen Sensoren an Ampeln getestet, die von den Handys der Radfahrer Wifi- oder Bluetooth-Signale empfangen können. Da die meisten Radfahrer ein Mobiltelefon bei sich führen, können Bewegungen im Straßenverkehr leicht beobachtet und Radler schneller durch die Stadt geführt werden. Nicht nur Radfahrer sondern auch Busse sollen von dem neuen System profitieren: Sensoren an den Ampeln sollen in Echtzeit und insbesondere nach Großveranstaltungen genauer erkennen können, wenn sich ein Bus verspätet.

Dass das Vorhaben auch datenschutzrechtliche Implikationen hat, ist den Verkehrsforschern bewusst. Die Behörden sollen keine genauen Bewegungsprofile der Radfahrer erhalten, was technisch möglich wäre. Stattdessen wollen die Entwickler erreichen, dass die Handysignale direkt an den Ampelsensoren verschlüsselt werden. Auf diesem Weg soll es zwar möglich sein, ein Smartphone zu orten. Dies soll aber nicht dem Nutzer zugeordnet werden können. Die Entscheidung, ob die intelligenten Ampeln mit dem Datenschutzrecht vereinbar sind, obliegt der dänischen Datenschutzbehörde.

Auch in den USA laufen bereits vergleichbare Forschungsprojekte. In Deutschland wird zu intelligenten Ampeln beispielsweise an der TU Darmstadt geforscht. Auch hier wird als eine wichtige Voraussetzung erkannt, dass durch eine Anonymisierung der Bewegungsdaten keine Rückverfolgung der Verkehrsteilnehmer möglich ist, damit keine personenbezogenen Daten erhoben werden.

Fazit

Die Installation intelligenter Ampeln wirft einige datenschutzrechtliche Fragen auf. Eine flexiblere Verkehrssteuerung ist zur Beschleunigung des Straßenverkehrs und der damit einhergehenden Reduktion des CO2-Ausstoßes sicherlich sinnvoll. Allerdings sollten bereits bei der technischen Entwicklung datenschutzrechtliche Aspekte im Sinne eines Privacy by Design-Ansatzes im Auge behalten werden, wie dies in Kopenhagen der Fall ist. Bewegungsprofile beinhalten hochsensible Daten, die einen sorgsamen Umgang erfordern. Bis intelligente Ampeln auch in Deutschland eingesetzt werden, wird vermutlich noch etwas Zeit vergehen.