Zuletzt gab es viel Wirbel um die Sprachassistenzfunktion „Hey Siri“ und die „Live-Photos“ Funktion der neuesten iPhones 6s und 6s Plus. Grund genug für Datenschützer, einmal genauer hinzuschauen.

Die elektronische Assistentin kann in beiden neuen Modellen – nach entsprechender Einstellung, dazu gleich mehr – ohne Tastendruck, lediglich durch das Aussprechen des Befehls „Hey Siri“ aktiviert werden. Doch nicht jeder, der in Reichweite des iPhones ist, kann die Sprachassistenz aktivieren. Vor der erstmaligen Nutzung müssen Sie den Befehl „Hey Siri“ einsprechen. Alle folgenden Befehle werden mit dieser Aufzeichnung verglichen und nur bei einer Übereinstimmung startet „Hey Siri“. Soweit so gut, aber gleichwohl ist doch das Mikrofon ständig an und „horcht“. Ja, aber… muss man hier antworten. Die notwendige Daueraufnahme aller Geräusche und Gespräche erfolgt laut Apple ausschließlich auf dem Endgerät und nicht in einer Cloud. Darüber hinaus soll sie ständig überschrieben werden. Erst wenn das System aktiviert ist, werden Daten an Apple übertragen. Sprachdaten werden von Apple bis zu zwei Jahre aufgehoben; hiervon sechs Monate lang an einen zufälligen Identifikator gebunden. Wird Siri deaktiviert, soll die Verbindung zu dem Identifikator ebenso gelöscht werden, wie alle übertragenen Nutzerdaten (vgl. hier).

Aus datenschutzrechtlicher Sicht erfreulich ist, dass jeder Nutzer selbst entscheiden kann, ob er „Siri“ bzw. „Hey Siri“ überhaupt in Betrieb nehmen möchte. Das heißt ein ungewolltes, zufälliges Aktivieren ist ausgeschlossen. Der Anwender muss sich bewusst für den Einsatz entscheiden. Nicht so überzeugend ist, dass Angaben zu „Siri“ / „Hey Siri“ bisher nicht in den Apple-Datenschutzrichtlinien zu finden sind.

Die zweite diskutierte Funktion der neuen iPhones ist „Live Photos“. „Live Photos“ startet automatisch eine Videoaufzeichnung mit Ton, sobald die Kamera-App gestartet wird. Wird der Auslöser gedrückt, werden von diesen Videos 1,5 Sekunden vor bzw. nach dem Foto gespeichert. Das Bild und die beiden Vorher- und Nachher-Videos werden getrennt voneinander gespeichert. Wird überhaupt kein Foto gemacht, landen die Videos nur kurzzeitig im Zwischenspeicher. Die „Live-Photos“ verlassen das Endgerät nur auf expliziten Wunsch des Nutzers. Allerdings:  Es ist darauf zu achten, dass eine Nutzung der iCloud für Fotos automatisch auch für die neuen kurzen Videos gilt und diese dann direkt in der Cloud gespeichert werden! Im Gegensatz zu „Hey Siri“ ist die „LivePhotos“ Funktion standardmäßig bereits aktiviert. Zwar kann sie über die Einstellungen deaktiviert werden, aber eine explizite Aktivierung wie bei Siri wäre aus datenschutzrechtlicher Sicht wünschenswerter.

Fazit

Positiv zu vermerken ist, dass der Nutzer bei beiden Funktionen entscheiden kann, ob er sie nutzen möchte oder nicht. Dem „Privacy by Design“ Prinzip folgend, wäre das aktive Anwählen einer bestimmten Funktion nach Informationen über die Funktionsweise das datenschutzrechtliche Ziel. Apple ist hier bereits auf einem guten Weg, Verbesserungspotential ist dennoch vorhanden.