Hand auf’s Herz, wie viele Kundenkarten haben Sie? Wahrscheinlich mehrere. Der Durchschnittsbürger in Deutschland hat 4,5 davon in seinem Portemonnaie. Ist ja auch so praktisch. Mal gibt es Sonderaktionen für mich als Karteninhaber, mal kann ich Punkte beim Einkauf sammeln, die mir dann entweder als Sachprämie zukommen oder sogar als Rabatt bei einem künftigen Einkauf nachgelassen werden.

Die meisten Menschen machen sich gar keine Gedanken über die Datenspuren, die Sie mit dem Karteneinsatz hinterlassen. Eigentlich ist der Datenschutz vielen „ja schon wichtig“, aber in einem solchen Fall denken sie gar nicht daran bzw. (was natürlich vollkommen legitim ist!) nehmen sie für die Rabatte die Datenpreisgabe in Kauf – als wohlüberlegten Schritt sozusagen.

Große Vorteile für den Handel

Stellen die Karten eine „win-win-Situation“ dar, bei der Händler und Verbraucher gleichermaßen Vorteile haben? Kritische Stimmen sehen auf Seiten der Händler einen deutlich größeren Nutzen als auf Seiten der Kunden. Die kleinen Plastikkarten verraten dem Händler in der Regel Ihren Namen, Ihre Adresse, Ihr Geschlecht, was Sie gerne einkaufen und natürlich auch wann Sie das tun. Ein Beispiel: Die US-Supermarktkette „Target“ konnte etwa aus einer Analyse des Einkaufsverhaltens schwangerer Frauen sogar deren Geburtstermine identifizieren – und zwar ohne auf offensichtliche Käufe wie Babykleidung oder Kinderwagen angewiesen zu sein (vgl. hier).

Jede Medaille hat eben zwei Seiten – oder doch nicht?

Inzwischen gibt es erste Karten, die ohne die Daten ihrer Besitzer auskommen. Die Supermarktkette „Kaiser’s“ testet gerade eine „Extrakarte“. Mit dem Slogan „Unsere neue Extrakarte speichert nur, was Sie einkaufen – und nicht, wer Sie sind“, wird die neuartige Rabattkarte beworben. Mit der Karte kann der Kunde einerseits wie gewohnt digitale Punkte sammeln. Andererseits kann die Karte an einem Terminal im Markt gescannt werden und der Kunde erhält tagesaktuelle Rabatte, die auf sein Einkaufsverhalten abgestimmt sind.

Neben Kaiser’s Tengelmann vertreibt das Start-up Unternehmen Gerabo anonyme Kundenkarten. Die Gerabo-Kundenkarte kann händlerübergreifend bei teilnehmenden Partnern eingesetzt werden. Sie ist seit gut einem Jahr erhältlich und nach eigenen Angaben steigt die Zahl der Karteninhaber stetig an.

Nachahmer erwünscht

Aus datenschutzrechtlicher Sicht sind solche Karten „normalen“ Kundenkarten vorzuziehen. Die Vorteile auf Seiten der Verbraucher liegen auf der Hand: Auch ohne die Preisgabe persönlicher Informationen kommen sie in den Genuss von Rabatten und Treueprämien. Sollte sich das Kaiser’s Projekt für die Handelskette ebenfalls als positiv herausstellen, darf auf Nachahmer gehofft werden. Die Sorge der Verbraucher um ihre Daten scheint endlich bei den Unternehmen angekommen sein.