Die im Februar veröffentlichte Studie der Forscher der Freien Universität Brüssel und der Katholischen Uni Löwen (welche Facebooks Datensammelwut als mit dem europäischen Recht unvereinbar einstufte – wir berichteten) wurde nun um einen technischen Bericht über Facebooks Trackingmaßnahmen mit Hilfe von Social Plugins ergänzt. Auch die neue Studie macht deutlich, in welchem Umfang das soziale Netzwerk gegen geltendes EU-Recht verstößt und nicht nur die Persönlichkeitsrechte der Internetnutzer missachtet, die bei Facebook angemeldet sind.

Die von der belgischen Datenschutzbehörde beauftragten Forscher sind in ihrem aktuellen Bericht zu folgenden Ergebnissen gekommen:

  • Facebook-Tracking-Cookies auf Opt-Out Seiten

Facebook setzt auf der Webseite „Your Online Choices“ permanente Cookies (datr), welche Internetnutzer für eine Höchstdauer von zwei Jahren identifizieren können. Bei Nutzern, die auf der Seite nutzungsbasierte Online-Werbung von Facebook deaktivieren wollen, wird zwar ein Opt-Out Cookie gesetzt. Der zuvor bei Aufruf der Opt-Out Seite gesetzte permanente Cookie verbleibt jedoch im Browser des Nutzers, sodass das Surfverhalten weiterhin an Facebook übermittelt wird, sobald weitere Seiten mit Social Plugins (wie bspw. der Like- oder Share-Button) besucht werden. Von diesem Tracking sind alle Internetnutzer betroffen, unabhängig davon, ob sie über ein Facebook-Profil verfügen.

  • Zusätzlicher Cookie für Facebook-Nutzer

Internetnutzer, die über ein Facebook-Profil verfügen und sich für ein Opt-Out entscheiden, werden zusätzlich mit einem für Werbezwecke genutzten Cookie (fr) für eine Höchstdauer von drei Monaten verfolgt.

  • Tracking endet nicht mit Ausloggen/Abmelden

Facebook-Nutzer, die sich bei dem Netzwerk nach einem Besuch ausloggen, werden weiter im Internet über Cookies und Social Plugins verfolgt.

  • Tracking endet nicht mit Deaktivierung des Accounts

Selbst die Deaktivierung des eigenen Facebook-Accounts verhindert nicht, durch das soziale Netzwerk weiterhin im Internet verfolgt zu werden.

  • Facebook-Cookies von externen Webseiten

Auch auf Internetseiten außerhalb der Facebook-Domain kann Facebook mit Hilfe der auf den Seiten implementierten Social Plugins Tracking-Cookies setzten. Auch diese Art des Trackings erfolgt unabhängig davon, ob der jeweilige Seitenbesucher über ein Facebook-Profil verfügt.

Bereits in der im Februar veröffentlichten Studie stellten die Forscher fest, dass das von Facebook praktizierte Opt-Out-Verfahren für personalisierte Werbung nicht die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, da die diesbezüglichen Bestimmungen auf den Facebook-Seiten zu versteckt sind.  Durch den neuen Bericht wird klar, dass darüber hinaus Widersprüche der Internetnutzer über Opt-Out-Seiten wohl völlig wirkungslos bleiben.

Das von Facebook praktizierte User-Tracking (auch außerhalb von Facebook) mit Hilfe von Social Plugins bedürfte ohnehin, um nach EU-Recht zulässig zu sein, der vorherigen freiwilligen und informierten Einwilligung des jeweiligen Nutzers. Diesen Anforderungen genügt ein nachträglicher Widerspruch über Opt-Out-Seiten nicht.

Mögliche Schutzmaßnahmen

Um sich vor unerwünschten Datenerhebungen und nutzungsbasierter Werbung durch Facebook zu schützen, können Browser-Add-Ons, wie bspw. Disconnect oder Ghostery, installiert werden. Zudem empfiehlt es sich in der Browsereinstellung Cookies von Drittanbietern zu blockieren und regelmäßig den Browserverlauf und Cookies zu löschen.