WhatsApp zählt weltweit zu den meistgenutzten Messenger-Diensten. Ob private Nachrichten, Anrufe, Bilder oder Sprachnachrichten: Der Austausch ist schnell, bequem und kostenlos. Doch mit der weiten Verbreitung wächst auch die Sorge um den Schutz persönlicher Daten. Insbesondere seit der Übernahme durch Facebook (heute Meta) steht WhatsApp in Bezug auf die Einhaltung des Datenschutzes immer wieder in der Kritik.

Nach Angaben des Unternehmens selbst basiert der Datenschutz bei WhatsApp im Kern auf der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Darauf aufbauend habe man bereits mehrere zusätzliche Schutzmechanismen entwickelt, um „den Datenschutz noch weiter zu verbessern“ – darunter selbstlöschende Nachrichten und die sogenannte Chatsperre. Nun kommt eine weitere Funktion hinzu: der „Erweiterte Chat-Datenschutz“ (engl. „Advanced Chat Privacy“). Diese neue Einstellung lässt sich in Einzel- wie auch in Gruppenchats aktivieren und soll insbesondere den Schutz sensibler Inhalte gezielt verbessern.

Doch wie viel Substanz steckt tatsächlich hinter diesem neuen Feature – und wie ernst meint es WhatsApp wirklich mit dem Datenschutz?

Was kann das neue Feature?

Durch Aktivierung des „Erweiterten Chat-Datenschutzes“ wird in den ausgewählten Chats verhindert, dass Medieninhalte automatisch heruntergeladen und gespeichert oder mit anderen Apps geteilt werden.

Zudem soll verhindert (bzw. erschwert) werden, dass Chat-Inhalte WhatsApp verlassen. Die ausgewählten Chats können nicht mehr einfach über gängige Tools oder Drittanbieter-Apps exportiert oder weitergeben werden. Einzelne Nachrichten lassen sich aber weiterhin weiterleiten. Auch bleibt die Möglichkeit der Anfertigung von Screenshots grundsätzlich bestehen.

Die neue Einstellung soll auch sicherstellen, dass Chat-Inhalte nicht für KI-Funktionen verwendet werden. Hintergrund: WhatsApp hat kürzlich bei vielen europäischen Nutzern den Zugriff auf die Meta KI freigeschaltet. Das bedeutet, dass bei der Nutzung von KI-gestützten Funktionen, wie beispielsweise automatischen Antwortvorschlägen, smarten Assistenten oder personalisierten Empfehlungen, Inhalte aus Chats an Meta übermittelt werden können. Wird jedoch der „Erweiterte Chat-Datenschutz“ aktiviert, bleibt die Meta-KI außen vor.

Aktivierung

Die neue Privatsphäre-Funktion ist nicht standardmäßig aktiv. Nutzer können selbst entscheiden, ob sie sie für bestimmte Gruppen- oder Einzel-Chats aktivieren. Wird sie später deaktiviert, informiert WhatsApp alle am Chat Beteiligten über die Änderung. Um die Funktion zu aktivieren, muss man lediglich auf den Chatnamen tippen und den „Erweiterten Chat-Datenschutz“ auswählen.

Kritik und Reaktion von WhatsApp

Viele Datenschützer warnen vor einer Schein-Sicherheit. Beispielsweise bewertet ein Bericht von Netzpolitik.org, einem Magazin für Internetpolitik und Datenschutz, das neue Feature kritisch und spricht von „trügerischer Sicherheit“. Laut Bericht sei das größte Problem, dass die Nutzer dennoch weiterhin Screenshots anfertigen und über diesen Weg Inhalte speichern oder teilen können. Wer also mit Personen chatte, denen er nicht voll vertraue, sei trotz der neuen Funktion nicht ausreichend geschützt. Der Autor Stefan Mayrhofer spricht sogar von einer „Täuschung der User“ durch die neue Sicherheits-Funktion. Auch die Stiftung Warentest rät trotz Aktivierung der Funktion dazu, nichts Vertrauliches in WhatsApp Chats preiszugeben.

WhatsApp hingegen ist der Meinung, dass diese Funktion am besten für Gruppen geeignet ist, in denen sensible Themen – wie beispielswiese Gespräche über gesundheitliche Herausforderungen in einer Selbsthilfegruppe – besprochen werden, man aber nicht allen Mitgliedern vollumfänglich vertraut. Das Unternehmen betont außerdem, dass sich eine Screenshot-Sperre leicht umgehen ließe – etwa über den Web-Client oder mit Drittanbieter-Software. Statt „halbgaren Sperren“ setze der Konzern lieber auf „wirksame Datenexport-Blockaden.“ Schließlich dürfe trotz des Datenschutzes die Benutzerfreundlichkeit nicht völlig unbeachtet bleiben.

Fazit

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die neue Funktion bietet – zumindest in Bezug auf die Verhinderung von Chat-Exporten – nur scheinbaren Schutz. Denn es bleibt die Möglichkeit bestehen, Screenshots anzufertigen und einzelne Nachrichten weiterzuleiten. Dadurch können sensible Inhalte trotz Aktivierung der Funktion ungewollt weitergegeben werden. Eine Sicherheit, dass Informationen privat bleiben, bietet die Funktion daher nicht.

Trotz dieser Bedenken ist der „Erweiterte Chat-Datenschutz“ ein Schritt in die richtige Richtung, da er es zumindest erschwert Inhalte aus Chats weiterzugeben. Insbesondere ist es positiv zu bewerten, dass durch die neue Funktion der Zugriff der kürzlich eingeführten Meta-KI auf die Inhalte der Chats blockiert wird. Es ist jedoch wichtig, die genannten Kritikpunkte zu berücksichtigen und weiterhin wachsam zu bleiben, um die eigene Privatsphäre bestmöglich zu schützen. Wer mit nicht vertrauenswürdigen Personen chattet, sollte nichts Vertrauliches preisgeben – mit oder ohne „Erweiterten Chat-Datenschutz“!