Es ist nichts Besonderes mehr, wenn niedergelassene Gewerbetreibende feststellen, dass immer weniger lokal gekauft wird und ein immer größerer Teil der Kunden Onlineshopping bevorzugt. Neu hingegen ist, dass einige Onlinehändler auf ihre Webseiten verzichten. Ja, sie haben richtig gelesen, Webseiten könnten für Onlineshops bald überflüssig werden.

Auf nach Indien

Um das zu verstehen, muss man nach Indien blicken. Hier haben deutlich mehr Menschen ein Smartphone als einen Computer und auch die Verbindung vom Smartphone ins Internet ist häufig deutlich besser als über „normale“ Computer. Die Internet and Mobile Association of India geht davon aus, dass sich die Zahl der Smartphones noch in diesem Jahr auf über 200 Millionen erhöhen wird (vgl. hier) und Boston Consulting prognostiziert für 2018 in Indien 580 Millionen Menschen im Netz , wovon 80% über ihr Smartphone ins Netz gehen werden (vgl. Süddeutsche Zeitung vom 28.04.2015 „Ende des World Wide Web? Das Netz wird neu geknüpft“). Doch wenn kaum noch jemand über die normale Webseite shoppt, warum soll sie dann gepflegt werden? So oder so ähnlich denken offenbar sowohl Myntra, der große Online-Modehändler Indiens als auch Flipkart, das indische Pendant zu Amazon. Myntra schaltet seine Webseite zum 1.Mai ab und Flipkart gibt seiner Webseite noch maximal ein Jahr.

Apps – die neuen Webseiten

Der Niedergang der normalen Webseiten ist dem Aufstieg der Apps geschuldet. Doch was macht das mit dem Internet wie wir es bisher kennen und mit uns? So genau kann das natürlich keiner sagen. Gesellschaftlich bedenklich wird es sicherlich, wenn eigene Webseiten vollständig durch Apps und Internetauftritte bei Großkonzernen wie Facebook und Co. ersetzt werden. Dann ist es nämlich schleichend dahin mit der Freiheit im Netz.  Auf meiner eigenen Webseite kann ich schalten und walten wie ich möchte. Bei den Social Media Riesen bin ich ggf. nicht mehr ganz so frei und mal ehrlich, wer kann schon seine eigene App programmieren? Andererseits erreicht der Einzelne z.B. über Kurznachrichtendienste wie z.B. Twitter ggf. viel mehr Aufmerksamkeit und damit Gehör für seine Anliegen, als mit seiner eigenen Webseite, die wohlmöglich gar nicht gefunden wird. Somit bleibt es eine Abwägung des Einzelnen, was ihm wichtiger ist. Schade wäre nur, wenn er irgendwann keine Wahlmöglichkeit mehr hätte.