Das oberste russische Gericht hat entschieden, dass der Messenger-Dienst Telegram dem russischen Geheimdienst (FSB) die Krypto-Schlüssel zur Entschlüsselung von Nachrichten der Nutzer überreichen muss (vgl. hier).

Bereits 2017 war Telegram zu einer Geldstrafe in Höhe von 800.000 Rubel (ca. 11.500 €) verurteilt worden, weil es sich weigerte, die Schlüssel an die russische Stelle herauszugeben. Telegram sieht in der Anordnung des FSB, die Verschlüsselungscodes offenzulegen, eine Verletzung des Briefgeheimnisses und ging in Berufung. Nach der Abweisung der Berufung durch das Gericht in Moskau bleiben Telegram nun nur wenige Tage, um die entsprechenden Codes offenzulegen. Denn kurz nach dem Urteil drohte die staatliche Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Datenschutz, Roskomnadsor, damit, Telegram zu sperren, sollte das Unternehmen sich weigern, dem FSB die Verschlüsselungscodes zu übergeben.

Telegram-CEO Pawel Durow erklärte auf Twitter, die Sperrdrohung werde keine Früchte tragen, sein Dienst werde für Freiheit und Privatsphäre stehen.

Die Chancen für Telegram nach Ausgang des Verfahrens weiterhin in Russland zugelassen zu sein, sind sehr gering. Im Juli dieses Jahres tritt ein Paket an Gesetzen in Russland vollumfänglich in Kraft, welches unter anderem Messenger-Dienste verpflichtet, dem Geheimdienst Informationen über die Nutzer und deren Kommunikation bereitzustellen. Bereits seit Januar sind Internet-Provider gezwungen, die gesamte Kommunikation ihrer Nutzer für ein halbes Jahr zu speichern und den Sicherheitsorganen zur Verfügung zu stellen.

Update 16.04.2018:

Ein Gericht hat die Sperrung von Telegram veranlasst. Siehe hier.