Es ist bereits einige Jahre her, als Apple 2011 mit der Einführung des iPhone 4s den Sprachassistenten Siri vorstellte. Damals war der neu eingeführte Sprachassistent konkurrenzlos und Apple gelang es mit dessen Einführung, eine Führungsposition bei der Implementierung von künstlicher Intelligenz in Alltagsprodukte zu übernehmen.

Der Stern berichtet nun, dass Apple seinen Vorsprung von damals weitestgehend verloren hätte. Manch ein Nutzer von Siri stellt sich sogar die Frage: Ist Siri wirklich so dumm? Denn momentan beschränkt sich der Funktionsumfang von Siri beispielsweise darauf, Anrufe zu tätigen, Textnachrichten an einen Kontakt zu senden, das aktuelle Wetter abzurufen oder ein Restaurant in der Nähe zu finden.

Intelligent verwoben ist Siri mit aktuell verfügbaren Information jedoch nicht. Prominentes Beispiel, das der Stern anführt, ist die Tatsache, dass Siri keine Auskunft über die Namen der beiden Präsidentschaftskandidaten im US-Wahlkampf liefern konnte. Und dies, obwohl der Präsidentschaftswahlkampf eines der am heißesten diskutierten Themen zurzeit sein dürfte. Apple musste diesen Funktionsmangel nachträglich beheben.

Derzeit ist Siri also nicht wirklich in der Lage, komplexere Aufgaben zu übernehmen. Werden die Fragen oder Handlungsanweisungen zu kompliziert, scheitert Siri.

Und was macht Siris Konkurrenz?

Google Now und der Amazon Assistent Alexa sind da schon einen Schritt weiter. Auch kompliziertere Fragen werden von den Assistenten der Konkurrenz bewältigt, ohne dass gleich eine Fehlermeldung kommt. Des Weiteren wird daran gearbeitet, dass die Sprachassistenten bei Unklarheiten konkret nachfragen und aus verschiedenen Quellen Informationen beziehen und diese mehr und mehr miteinander verknüpfen. Im Ergebnis soll eine echte Konversation mit dem Computer entstehen.

Warum ist Siri nun so dumm?

Dass Siri von der Konkurrenz abgehängt wurde, liegt vor allem daran, dass die beiden Konkurrenten von Apple sich bei ihren Sprachassistenten nicht davor scheuen, alle verfügbaren Daten des Nutzers heranzuziehen. Dabei wird mit jeder Benutzung von Google Now oder Amazon Alexa der Datenberg, auf den zurückgegriffen werden kann, wieder ein bisschen größer. Die nächste Benutzung der Assistenten wird noch komfortabler. Google Now und Amazon Alexa lernen von ihrem Nutzer dazu.

Apple hingegen schreibt den Datenschutz groß. Viele über einen Nutzer verfügbare Daten fragt Siri erst gar nicht ab. Siri kann aus den bereits über einen Nutzer vorhandenen Daten somit nicht lernen und erscheint als dumm.

Sollte Siri fit gemacht werden?

Aus der Perspektive eines Datenschützers ist Siris Datensparsamkeit zu begrüßen. Denn gerade die Verknüpfung von Daten aus verschiedenen Quellen stellt ein Risiko für das Recht des Einzelnen auf informationelle Selbstbestimmung dar. Doch in der momentanen Version ist Siri in seiner Funktionalität zu begrenzt und insgesamt zu unzuverlässig. Um die Nutzer nicht an die Konkurrenz zu verlieren, muss Apple also schnell nachlegen.

Um den Datenschutz dabei nicht aus den Augen zu verlieren, sollte Apple bei Siris Weiterentwicklung die Regeln des „Privacy by Design “ beachten. Dies bedeutet nicht, dass der Datenschutz einer Weiterentwicklung des Sprachassistenten entgegensteht. Vielmehr bedeutet „Privacy by Design“, dass datenschutzfreundliche Voreinstellungen bei der Weiterentwicklung Berücksichtigung finden. Ziel ist es, den Datenschutz für die Siri-Nutzer möglichst transparent zu gestalten. Dabei ist der Datenschutz durch Technikgestaltung und durch datenschutzfreundliche Voreinstellungen mittlerweile als ein Grundprinzip gesetzlich in Art. 25 EU-DSGVO verankert (vgl. hier unseren Artikel dazu).

Eine Implementierung des Prinzips „Privacy by Design“ ist dadurch zu erreichen, dass für den Nutzer zunächst alle Einstellungen am datenschutzfreundlichsten voreingestellt sind. Soll heißen, dass von Apple nur die absolut notwendigen Daten des Nutzers verarbeitet werden, die für die Funktionen der Appleprodukte notwendig sind. Sollen mehr Daten des Nutzers verarbeitet werden, um die Leistungsfähigkeit von Siri zu erhöhen, sollte der Nutzer leicht verständlich darüber aufgeklärt werden, welche weiteren Daten genutzt werden und er muss in die Nutzung einwilligen. Die Einwilligung muss für den Nutzer auch widerrufbar sein, indem er leicht die datenschutzfreundlichen Voreinstellungen reaktivieren kann. Außerdem sollte Apple darauf verzichten, die Daten in unsichere Drittstaaten zu übermitteln (Apple baut gerade Rechenzentren in Dänemark und Irland).

Siris datenschützende Ausrichtung ist richtig. Jedoch sollte es dem Nutzer letztendlich selbst überlassen bleiben, ob er bei Siri auf Komfort verzichtet oder ob er bei der Verknüpfung seiner Daten Apple mehr Spielraum lässt. Durch die Berücksichtigung des Prinzips „Privacy by Design“ kann dies erreicht werden. Apple könnte sich durch die konsequente Implementierung dieses Prinzips von der Konkurrenz absetzen und weiterhin konkurrenzfähig bleiben.