Seit einiger Zeit berichten Medien über die Aufstellung der neuen Organisationseinheit „Kommando Cyber- und Informationsraum“ (KdoCIR) der Bundeswehr. Dabei ist oft von ca. 13.500 IT-Nerds, IT-Kriegern bzw. Hackern die Rede. Dieser Beitrag vermittelt eine kurze Erklärung was es mit der neuen Organisationseinheit auf sich hat.

Wie sieht die neue Struktur aus?

Erstmal ist klar zu stellen, dass verwendete Begriffe wie IT-Nerds oder IT-Krieger absolut überspitzt sind. So etwas liest sich gut, hat mit der Realität aber nicht viel zu tun. Auch von 13.500 Hackern kann nicht die Rede sein, denn beim KdoCIR handelt es sich erstmal um eine reine Organisationseinheit, welche im April 2017 aufgestellt und seit 01.07.2017 übergreifend den Dienst aufgenommen hat. In dieser Organisationseinheit werden zum großen Teil bereits schon vorhandene Einheiten der Bundeswehr strategisch neu gebündelt und ggf. etwas umbenannt. Darunter das Kommando Strategische Aufklärung (KSA) mit den u.a. dazugehörigen Bataillonen für elektronische Kampfführung (EloKa). Weiterhin wurde dem KdoCIR das Kommando Informationstechnik der Bundeswehr (KdoITBw), welches vorher Führungsunterstützungskommando der Bundeswehr (FüUstgKdoBw) hieß, unterstellt. Die vorher dort u.a. unterstellten Führungsunterstützungsbataillone wurden ebenfalls umbenannt und heißen fort an einfach IT- Bataillone. Parallel dazu wurde auf oberster Ebene im Bundesministerium der Verteidigung eine Abteilung Cyber/IT geschaffen welche erstmals zuvor verteilte Zuständigkeiten für Informationstechnologie abschaffen soll.

Wo sind denn jetzt die Hacker?

Sogenannte „Hacker“ in der Bundeswehr existieren schon seit 2006, welche ihre grundlegenden Fähigkeiten bereits im Jahr 2012 erreicht hatten. Dabei sollen Anzahl und Fähigkeiten zukünftig weiter ausgebaut werden. Es geht um eine kleine Gruppe der Computer Network Defense (CNO) in Rheinbach. Im Zuge des KdoCIR sollen zwei Cyber-Zentren entstehen. Dabei handelt es sich einmal um das „Zentrum Cyber-Operationen“ und dem „Zentrum für Cyber-Sicherheit in der Bundeswehr“. Diese Zentren setzen sich dann u.a. zusammen aus dem bisherigen CERTBw (Computer Emergency Response Team der Bundeswehr), dem BITS (Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr) und der besagten CNO-Gruppe.

Was sind die Ziele?

Ziel ist die grundlegende Bündelung von Zuständigkeiten und Fähigkeiten der Truppe im IT-Wesen. Dabei soll der Betrieb und der Schutz von IT-Systemen in einer Hand liegen um die Dimension des Cyberraums zu beherrschen. Ziel ist es weiterhin das Wirken im Cyberraum als eigeneständige Operationen zu erreichen. Auch das Schaffen attraktiver Arbeitsplätze steht somit im Fokus.

Weitere Aussichten

Man hat erkannt, dass IT-gestützte Waffensysteme, IT-Systeme als solches und damit vernetzte Informationsverbunde einerseits angreifbar sind und andererseits hoch komplexe Systeme darstellen die beschafft, betrieben und kontinuierlich weiterentwickelt und beherrscht werden müssen, um zukünftige Aufgaben im sogenannten „Cyberraum“ erfüllen zu können. Man spricht von agilen IT-Prozessen sowie von der Steigerung der Innovationsfähigkeit. Ob dies langfristig in einer hierarchischen Struktur in mehreren Ebenen, grade im IT-Bereich funktioniert, bleibt abzuwarten. Das Material allein reicht dazu natürlich nicht aus. Das Personal spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es ist nicht mehr der Soldat gefragt welcher mit dem Klappspaten metertiefe Schützengräben ziehen kann, sondern der Soldat, welcher weitaus mehr Gehirnschmalz von Natur aus mit sich bringt. Um daher qualifiziertes Personal zu gewinnen, versucht man mittels einer aufwendigen Werbekampagne potentiellen Nachwuchs oder sogar Personal aus der freien Wirtschaft anzusprechen. Auf Plakaten steht dann z.B. geschrieben „Wie können wir Kriegs-TREIBER IM NETZ deinstallieren?“ oder aber „Gegen virtuellen TERROR HILFT KEIN DISLIKEBUTTON.“ Ob man mit derartigen Sprüchen wirklich qualifiziertes Personal bei der zudem recht übersichtlichen Vergütung gewinnen kann, sei dahingestellt. Faktisch fehlt es weiterhin an Fachkräften und die Profis rennen der Bundeswehr nicht grade die Bude ein. Formal betrachtet konnte man sich bisher wenigstens auf die neue Kopfbedeckung einigen und ebenso den eigens komponierten Cyber-Marsch vorstellen. Das Gerüst als solches ist im Zuge wachsender Aufgaben grundlegend schon mal nicht schlecht. Aber, wie sagte schon der LI im Film Das Boot – „Der Plan ist gut, nur klappen muss er.“