Wie wir schon vor kurzem berichtet haben, hat der Telegram Messenger wenige Chancen weiterhin in Russland zugelassen zu sein. Am Freitag, 13. April 2018, setze das Taganski Gericht von Moskau die Forderung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Datenschutz, Roskomnadzor den Zugang für Telegram Anwendungen zu Informationsressourcen auf dem Territorium der Russischen Föderation zu begrenzen. Das Gericht hat dem Antrag der Regulierungsbehörde auf sofortige Vollstreckung der Entscheidung stattgegeben.

Umgehend wurden die Telekommunikationsbetreiber darüber informiert, dass Maßnahmen zur Beschränkung des Zugangs zu diesem Dienst getroffen werden müssen.

Im Register der gesperrten Seiten wurden am Montag, 16.04 die Domain-Namen und die IP-Adressen der Telegramm-Server eingetragen. Danach haben die Anbieter (Internet Service Provider) den Zugriff auf Messenger-Ressourcen innerhalb von 24 Stunden ab dem Zeitpunkt der Aktualisierung der Registrierung einzuschränken.

Die Telegrambenutzer sind jedoch sehr gut vorbereitet: Proxy Server, VPN, Tor Verbindungen und weitere Verfahren sind von den Benutzern des Telegram Messengers in Russland sehr gefragt und wurden schon ab Montag aktiv benutzt.

Schon im Laufe des 16.04. zeichnete sich ab, dass die Maßnahmen keinen Einfluss auf die Funktionen des Messengers haben. Deshalb wurden zunächst hunderttausende Adressen des Cloud-Dienstes Amazon, die Telegram wahrscheinlich zur Umgehung der Sperren verwendete, dem Register der gesperrten Seiten hinzugefügt. Dann wurden ebenfalls eine Mio.Adressen von Google-Serviceces hinzugefügt. Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand 09:00 Uhr, 18.04.2018) enthält das Register (laut https://2018.schors.spb.ru/) ca. 16 Millionen Adressen!

Bisherige Auswirkungen

Bisher ist lediglich der Aufruf der Webseite von Telegram in Russland nicht mehr möglich. Die Anwendungen auf den Smartphones funktionieren aber mit minimalen Hindernissen, bis jetzt haben die Benutzer (auch die, die keine VPN oder Proxy anwenden) unseren Angaben zu Folge keine Störungen gemerkt. Die Anzahl der Neu-Installationen steigerte sich sogar.

Die Blockierung von Amazon und Google IP Adressen verursachten u.a. Ausfälle des Messengers Viber und von Websites russischer Unternehmen. Der Viber Messenger berichtete, dass einige Benutzer aus Russland Probleme beim Anrufen haben könnten – und erklärte dies, mit der Blockierung der Adressen von Amazon.

Der Kampf der Regierung mit Telegram geht weiter. Die potenzielle Einschränkung wird auch die Fähigkeit (oder Unfähigkeit) solchen Beschränkungen darstellen. Wenn diese Einschränkung keine Hindernisse für Messenger darstellen, entsteht die Frage, ob die Anbieter anderer Messengers die Krypto-Schlüssel zur Entschlüsselung von Nachrichten der Nutzer überreichen werden (wenn es überhaupt möglich ist).