Der bekannte Kurznachrichtendienst von Twitter Inc. hat vor wenigen Tagen seine Datenschutzrichtlinie aktualisiert und bittet nunmehr um die Einwilligung seiner Nutzer. Die neue Regelung soll am 18. Juni 2017 in Kraft treten und den Mitgliedern mehr Einstellungsmöglichkeiten bieten.

Bereits jetzt schon kann der Nutzer exakter einstellen und dadurch auch kontrollieren, welche Daten über ihn gesammelt und ausgewertet werden. Dies betrifft zum einen die personalisierte Werbung anhand des eigenen Standorts oder der verwendeten Geräte, aber auch das Tracking auf externen Webseiten. Gleichzeitig wird jedoch die von einigen Browsern angebotene „do not track“-Funktion deaktiviert. Insgesamt lässt sich durch die neuen Einstellungen das Datenschutzniveau bei dem Sozialen Netzwerk mit rund 319 Millionen aktiven Mitgliedern (stand Februar 2017) deutlich anheben.

So verbessern Sie den Datenschutz bei Twitter

Die Benachrichtigung zur neuen Datenschutzrichtlinie ist längst verschickt. Der Nutzer sollte daher nun selbst tätig werden und seine Privatsphäreneinstellungen wie im Folgenden beschrieben manuell vornehmen:

Unter den Einstellungen zum Account in dem Bereich „Datenschutz und Sicherheit“ befindet sich etwa auf halber Höhe der Seite der Inhaltspunkt „Individualisierung und Daten“, der über den Link „bearbeiten“ die entsprechende Unterseite öffnet.

 


Dort finden sich einige Auswahlmöglichkeiten zur Personalisierung von Anzeigen und Inhalten im Newsfeed, wie beispielsweise die Auswertung von Standortdaten, Interessen und den verwendeten Geräten. Auch das geräteübergreifende Individualisieren des Angebots wurde längst klammheimlich vom Mikrobloggingdienst eingeführt und lässt sich bändigen.

Die einzelnen und übersichtlich gestaltenden Optionen werden dabei in verständlicher und einfacher (deutscher) Sprache erklärt, was wohl schon den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen dürfte. Weiterführende Unterseiten bieten nähere Erläuterungen zu der entsprechenden Datenverarbeitung durch das Netzwerk und Links zu „opt-out“-Auswahlmöglichkeiten.

An dieser Stellt lässt sich außerdem die Funktion deaktivieren, dass Twitter hier näher bestimmte Informationen der Nutzer an Drittanbieter übermittelt. Eine direkte Kontaktaufnahme oder das Versenden von Newslettern an die Kontaktadresse des Mitglieds ist dagegen nur mit vorheriger Zustimmung des Betroffenen möglich, wie es sich beispielsweise hierzulande aus § 7 UWG ergibt bzw. aller Wahrscheinlichkeit europaweit aus der bevorstehenden ePrivacy Verordnung ergeben wird. Und auch das User-Tracking auf Webseiten von Dritten, die Social Plugins mit Twitter-Button in der ursprünglichen und weniger datenschutzfreundlichen Weise nutzen, lässt sich hier regeln. Doch ist dies laut eigenem Bekunden des Unternehmens allerdings ohnehin in Europa nicht vorgesehen, was vermutlich auch an den gesetzlichen Anforderungen liegen mag:

Webdaten: Wir haben aktualisiert, wie wir Daten von anderen Websites speichern und nutzen, die Twitter Inhalte integrieren, z. B. in Form eingebetteter Timelines. Mit diesen Daten verbessern wir unsere Services und individualisieren die dir gezeigten Inhalte und Anzeigen. Wir speichern keine Website-Besuchsdaten für Nutzer in der Europäischen Union und den EFTA-Staaten.“
(Auszug aus den E-Mail Benachrichtigung von twitter)

Wer den höchstmöglichen Datenschutz bei Twitter anstrebt, kann mittels eines Klicks auf die Schaltfläche „Alle deaktivieren“ die erforderlichen Vorkehrungen treffen.

Leider greift anscheinend noch nicht der „privacy by default“-Gedanke der DSGVO (Art. 25 Abs. 2 DSGVO), schließlich sind einige Funktionen bereits vor Umsetzung der neuen Richtlinie aktiviert. Hingegen könnten sich aus den Prinzipen „privacy by default“ und „privacy by design“ (Art. 25 Abs. 1 DSGVO) unter Umständen in der Konsequenz für vergleichbare Dienste die Forderung ergeben, wonach alle Analyse-Möglichkeiten und das integrierte Tracking zunächst im Moment der Einrichtung des Benutzerkontos komplett deaktiviert sind. Derartige datenschutzfreundliche Grundeinstellungen sind nicht ersichtlich.

Gerade wegen dieser – für viele noch unbekannten – Datenschutz-Einstellungen sollten die Nutzer jetzt aktiv tätig werden und sich für die gewünschten Optionen ein wenig Zeit nehmen. Idealerweise sollten alle Funktionen deaktiviert werden, auch wenn dieses zu einem ungefilterten Newsfeed führen mag.

Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang die Unterseite „Deine Twitter Daten“, die der Kontoinhaber sowieso regelmäßig aufrufen sollte. Dort werden unter anderem die Standorte der letzten 50 Anmeldeversuche, Interessen und die berechnete Zielgruppe angezeigt. Alle Informationen und Zuordnungen lassen sich vermeintlich entfernen.

Bedeutung der personalisierten Werbung

Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in San Francisco leidet seit Jahren unter der wirtschaftlichen Entwicklung. Während Unternehmen wie Facebook und Google dank der Online-Werbung jährlich Gewinne in Milliardenhöhe verbuchen, schrieb Twitter fast durchgängig rote Zahlen. Neue Konzepte wie auch ein neues Design änderten daran nur wenig. So sank der Umsatz des Unternehmens im ersten Quartal dieses Jahres um acht Prozent auf 548 Millionen Dollar. Angesichts eines rückgängigen Werbeerlöses musste das Unternehmen einen Verlust von 62 Millionen Dollar in dieser Zeitspanne hinnehmen, der allerdings im Vergleich zu früheren Jahren deutlich geringer ausfiel.
Umso bemerkenswerter ist es, dass Twitter nun diese detailliertere Datenschutz-Einstellungen erlaubt und hierüber umfassend aufklärt. Vielleicht ist dies aber auch einem Umdenken in der Konzernzentrale in San Francisco geschuldet, angesichts des geringen Mitgliederzuwachses und der schlechten Wirtschaftszahlen einen neuen Weg des Nachrichtendienstes mit den berühmtem 140-Zeichen zu bestreiten. Indes wäre es ein Trugschluss zu glauben, dass sich durch die aufgezeigten Einstellungsmöglichkeiten die Werbung gänzlich ausblenden lässt – es werden nur weniger individuelle Werbeanzeigen ausgeliefert.

Fazit

Die Transparenz der Datenverarbeitung mitsamt den ausführlichen und verständlichen Erklärungen wie auch die exakten Auswahlmöglichkeiten des Nutzers im Rahmen der Einstellungen sind zu begrüßen.

Zu kritisieren ist allemal, dass das Mitglied einmal selber die Prozesse deaktivieren muss und die „do not track“-Funktion offenkundig keine Berücksichtigung mehr findet.