Die diesjährige Sommerakademie 2024 des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) in Kiel mit dem Titel „Digitale Datenräume und Archive“ setzte sich thematisch das bemerkenswerte Ziel des Brückenschlags zwischen Vergangenheit und Zukunft!

Die Begrüßung der Anwesenden zu Beginn der Veranstaltung übernahm wieder Dr. h. c. Marit Hansen (Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein). Unter der bereits bewährten Moderation von Henry Krasemann (ULD) gab Prof. Dr. Dr. Rainer Hering (Direktor des Landesarchivs Schleswig-Holstein) sodann einen Einblick in die Arbeit und Aufgaben seines Landesarchivs. Mit seinen Ausführungen brachte er auf eindringliche Weise zum Ausdruck, dass es bei der Archivierung auch um den Erhalt historisch relevanter Informationen geht. Ergänzt wurde dieser Vortrag durch Dr. Ole Fischer (Landesarchiv Schleswig-Holstein), der nochmals deutlich die Notwendigkeit von Transparenz für Betroffene herausarbeitete, ohne die eine Akzeptanz der Speicherung von Daten in Archiven aus seiner Sicht nicht zu erreichen ist. Ein ähnliches Ergebnis konnte dem Beitrag von Prof. Dr. Thomas Henne (Archivschule Marburg) entnommen werden, welcher in aller Kürze die rechtlichen Hintergründe einer Vorhaltung von Daten in Archiven aufzeigte und u. a. die Unterschiede von Sperr- und Schutzfristen zum Einstieg in die Grundregeln der Archivierung vorstellte. Vervollständigt wurde dieser interessante Aufgaben-Überblick von Archiven durch das aussagekräftige Plädoyer der Zusammenarbeit von Dr. Gudrun Fiedler (Historikerin, Archivdirektorin i. R.). Sowohl den Beiträgen als auch der sich anschließenden Diskussion war der gemeinsame Appel an engere Zusammenarbeit zu entnehmen, während der Ansatz durch strengere und weitreichendere Regelungen konkrete Handlungsvorgaben vorzuschreiben bei näherer Betrachtung als eher nicht hilfreich erachtet wurde.

Nach einer kurzen Diskussionspause griff Michael Will (Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutz) mit seinem Vortrag das Thema der derzeit wohl uns alle beschäftigenden Europäischen Digitalstrategie auf und stellte mit der Darlegung der Erwartungen an Datenräume die Perspektive des Datenschutzes näher dar. Zugeschaltet aus Darmstadt griff sodann Prof. Dr. Petra Gehring (TU Darmstadt, Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung – ZEVED, Kompetenznetz DaTNet, RfII) den Begriff Datenräume nochmals auf und bezeichnete diesen als eine Art Zauberwort, dessen Substanz zu füllen und dessen unterschiedliche Verständnisse miteinander zu verknüpfen sind, was aber wohl auch mit einer gewissen Kontrolle verbunden ist. Vielfalt ist aus ihrer Sicht eine Chance, weshalb die Leitlinien der EU ebenso eine Chance darstellen, wenn auch die Rechtsfragen, die Organisation und die notwendige Technik durchaus noch eine Herausforderung darstellt. Ergänzt wurde dieser Beitrag durch die Ausführungen von Tea Mustać (Spirit Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH), welche sich mehr Vereinfachung und Entbürokratisierung wünscht, damit KI uns in der täglichen Arbeit unterstützt, nicht jedoch unsere Freizeit bestimmt. Abschließend stellte der Beitrag von Dr. h. c. Marit Hansen (Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein) nochmals ausdrücklich die Notwendigkeit heraus, bei der Umsetzung der Europäischen Digitalstrategie die Sicherheit der Datenverarbeitung nicht außer Acht zu lassen.

Am Nachmittag wurden wieder zahlreiche interessante Beiträge in den sog. Infobörsen angeboten. Aufgrund der Aufteilung in zwei Zeitblöcke bestand die Möglichkeit, zwei der in Zeitslots jeweils parallel stattfindenden Workshops zu besuchen. Leider können daher hier nicht alle Infobörsen inhaltlich näher vorgestellt werden:

  • Infobörse „Verheddert im Neuronalen Netz – Aktuelles zu KI und Datenschutz“: In der Infobörse von Benjamin Walczak / Christian Krause / Angelika Martin (ULD) wurde nach einem kurzen Impulsvortrag diskutiert, inwieweit es sich um personenbezogene Daten handelt, wenn Daten in der KI verarbeitet werden. Rückmeldung ist, es kann nicht zu 100 % ausgeschlossen werden. Es erfordert wohl vielmehr weitere Zulässigkeitsfilter im Rahmen der Abfrage, die verhindern, dass bestimmte konkrete Fragen möglich sind (bspw. die Sozialnummer einer Person zu erfragen). Darüber hinaus war die Frage nach der Verantwortlichkeit bei Übernahme einer bereits trainierten KI (geschlossenes System) ein diskutiertes Thema, welches bisher noch nicht einheitlich bewertet wird. Ein weiteres großes Problem wurde im Training der KI mit eventuellen Falschaussagen gesehen und es wurde diskutiert, wie die Verbreitung von daraus resultierenden Fehlinformationen verhindert werden kann.
  • Infobörse „Neues vom Beschäftigtendatenschutz(gesetz?)“: In dem Beitrag von Denis Lehmkemper (Landesbeauftragter für den Datenschutz Niedersachsen) wurde dargelegt, aus welchen Gründen eigene Regelungen für die Verarbeitung von Daten im Rahmen der Beschäftigung wichtig sind. Aufgezeigt wurde, wie uns zur Überbrückung ggf. die Regelungen aus Art. 6 DSGVO dienen können. Dargestellt wurde mit entsprechenden Praxisbeispielen aber auch, dass die allgemeinen Regelungen zumeist an der Art und Weise der Datenverarbeitung in vielen Arbeitsbereichen und den daraus resultierenden Besonderheiten vorbei geht.

Im Rahmen einer gemeinsamen Diskussion von Dr. h. c. Marit Hansen, Dr. Carola Drechsler, Sara Toschke, Prof. Dr. Dr. Rainer Hering, Dr. Philipp Willer und den Anwesenden wurde das Thema der Europäischen Digitalstrategie nochmals in Hinblick auf die Umsetzungsstrategien im Land Schleswig-Holstein diskutiert und u. a. die hierbei relevante Frage der gemeinsamen Umsetzung und dem Angebot von Open Data im Hinblick auf die Archive diskutiert.

Insgesamt war es wieder eine gelungene Veranstaltung zu einem Themenspektrum, welches den Datenschutz bzw. die Datenschutz-Community aktuell bewegt.

Auf der Website des ULD finden Sie das gesamte Programm sowie die Vorträge und Beiträge der Infobörsen der Sommerakademie 2024 als PDFs zum Download.

Wir freuen uns schon auf die nächste Sommerakademie 2025 in Kiel!