„Die älteren Menschen kümmern sich mehr um den eigenen Datenschutz“ – so in etwa lässt sich die folgende, vor wenigen Tagen hierzulande von Statista durchgeführte Umfrage mit mit fast 6000 Befragten in einem Satz zusammenfassen. Aber stimmt das?
Zum Hintergrund: Die teilnehmenden Personen wurden in die Altersgruppen 18-29 Jahre, 30-39 Jahre, 40-49 Jahre und 50-64 Jahre unterteilt und in mehreren Fragen zum allgemeinen Datenschutz befragt. So wurde u. a. danach gefragt, ob sich die Personen im Internet aktiv um den Schutz eigener Daten kümmern würden. Auch wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie besorgt über den Online-Missbrauch der eigenen Daten seien und ob das Speichern von sensiblen Daten online zu unsicher sei.
Während in der Altersgruppe der 18–29-Jährigen laut dieser offiziellen Statistiken rund 30 Prozent der befragten Personen angaben, die eigenen Daten online aktiv zu schützen, waren es in der Altersgruppe 50-64 Jahren gar 46 Prozent, d. h. deutlich mehr Personen. Gleichzeitig fanden sich die meisten Menschen eben dieser höchsten, der teilnehmenden Altersgruppe „gut geschützt“ gegen Viren und Datenmissbrauch.
Die Ergebnisse dieser Umfrage lässt die Interpretation zu, dass die älteste der befragten Altersgruppen den Datenschutz ernster nehme als die jüngeren Teilnehmenden und sich auch besser gegen Viren oder Datenmissbrauch schützen würde. Auch befanden sich prozentual betrachtet die meisten besorgten Menschen in der höchsten Altersgruppe.
Sind die jüngeren Menschen daher sorgloser im Umgang mit ihren Daten im Internet – oder möglicherweise nur weniger kritisch?
Die hiesige – nicht wissenschaftliche – Auswertung dieser Statistik sieht die Gründe u. a. darin, dass jüngere Menschen möglicherweise mehr Vertrauen in die Dienste und Anwendungen bzw. Hersteller haben als ältere Personen. Dies lässt sich wohl damit erklären, dass diese Personengruppe weniger skeptisch dem Internet und der Digitalisierung gegenübersteht oder aber die Zeiten der Papierakte und des Faxgeräts kaum mehr kennt. Sie sind ja teilweise mit diesen Themen groß geworden, nutzen die Dienste bewusst und freuen sich über ihre Vorteile. Auch in den Medien wird über die digitale Patientenakte und anderen Online-Lösungen diskutiert. Es ist auch nicht ganz abwegig, dass jüngere Menschen und „Digital Natives“ möglicherweise realistischer einschätzen können, wie gut sie ihre Daten schützen und wie diese moderne Technik funktioniert, sodass deren Bedenken hinsichtlich des Internets geringer ausfallen. Die allgemeinen Bedenken hinsichtlich des Internets sollen übrigens laut einer ähnlichen Befragung durch Statista seit einigen Jahren abnehmen.
Inwiefern eine (bessere) Sachkunde zu mehr Vertrauen und Akzeptanz oder eher aber zu Naivität führt, lässt sich sicherlich diskutieren. Möglicherweise nimmt aber auch generell das „Datenschutzbewusstsein“ grundsätzlich mit dem Alter zu, das sich auch aus Erfahrungswerten, Beständigkeit und Sorgsamkeit zusammensetzt. Technische Schutzvorkehrungen wie ein Virenscanner, verschlüsselte Übertragungswege oder die Auswahl eines sicheren Passworts sind bei den jüngeren Menschen längst üblich und nicht der Rede wert, sodass sie dies wohl gar nicht als erwähnenswerten „aktiven Schutz“ der eigenen Daten betrachten. Das sind alles Dinge, die selbstverständlich sind – und zumeist bereits integriert sind! Möglicherweise ist die Fragestellung daher etwas unklar gewesen.
Alles in allem sind die Fragestellungen und Antworten, auch unter dem Gesichtspunkt der ehrlichen Selbsteinschätzung und sozialen Erwünschtheit, jedenfalls kritisch zu betrachten. Inwiefern etwaige Fehler in der Methodik der Umfrage bzw. Fragestellung auch gewissen Einfluss auf diese verkürzte Darstellung der Ergebnisse haben oder diese als Online-Umfrage in einer bestimmten Umgebung gar nicht repräsentativ sein soll, lässt sich natürlich nur spekulieren – und soll nun auch gar nicht bewertet werden. Die hiesige Deutung der Studie ist natürlich rein subjektiv.
Fazit
Die Eingangs aufgeworfene Kurzzusammenfassung dürfte so nicht ganz zutreffend sein – oder sollte zumindest kritisch hinterfragt werden. Die Antworten bieten Interpretationsspielräume und lassen auch keine klare Tendenz erkennen. Insgesamt sollte diese Umfrage daher nicht überschätzt oder gar zur gesellschaftlichen Kritik gegenüber „jung“ oder „alt“ genutzt werden.