Facebook hat mittlerweile rund 1.7 Milliarden Mitglieder und verbindet als größtes Soziales Netzwerk der Welt immer mehr Menschen auf der Welt miteinander. Nach Berechnungen trennen den Einzelnen nur 3,57 Nutzer von jedem anderen Mitglied im Facebook-Universum. Trotz oder gerade wegen dieser Verflechtung schlägt Facebook seinen Nutzern unter dem Feature „Personen, die du vielleicht kennst“ an auffälligen Positionen weitere Mitglieder zum Freundschaftenschließen vor. Und dies können zuweilen völlig fremde Namen bzw. Gesichter sein.
Um den Werbepartnern und Aktionären weiterhin große Wachstumszahlen zu präsentieren, arbeitet Facebook ständig weiter an der Optimierung der Dienste. So greift der Anbieter auf ausgeklügelte Prozesse zurück, die auf Grundlage von diversen Faktoren den vermeintlichen Wert einer „Freundschaft“ und davon ausgehend die Personenvorschläge berechnen.
Welche Umstände hierfür maßgeblich sind, lassen sich aus einem bereits Ende 2012 von Facebook Inc. angemeldeten Patent nur erahnen: Danach spielen nicht nur die gemeinsamen Kontakte im Adressbuch, Verweildauer auf den Angeboten oder sonstige naheliegende Gemeinsamkeiten (gemeinsam besuchte Schulen) und Interessen eine signifikante Rolle.
Auch aus den Aktivitäten des Nutzers zieht Facebook verschiedene Informationen, wie z.B. bei abgegeben Likes oder besuchten Events. Selbst die Eingabe eines bestimmten Namens innerhalb der Community wird mittels Javascript schon in den Datenbanken des Unternehmens gespeichert, ehe der Benutzer den Suchbefehl überhaupt erst abgibt. Darüber hinaus scheinen auch gewisse örtliche Bezugspunkte in diesen Algorithmus einzufließen. So besteht für Facebook technisch die Möglichkeit, die Orte auszuwerten, an denen sich der Nutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt länger aufhielt. Das sind unter anderem solche Ortsangaben, die sich aus der IP-Adresse des Computers beim Login oder den GPS Daten mittels Facebook-App ergeben können. Die Nutzung der „LogIn“-Daten wird von diesem Patent ausdrücklich geschützt.
Das Unternehmen äußerte sich im Rahmen einer früheren Berichterstattung zu diesem Vorwurf und teilte mit, dass keine Standortdaten für diese Funktion verwendet werden. Doch das Patent und diverse Umstände bei der Nutzung der Dienste (z.B. bei Check-ins in lokalen Örtlichkeiten) bieten weiterhin reichlich Raum für Spekulation.
Ein Großteil dieser Informationen über den Nutzer sind personenbezogene Daten, die dem Datenschutzrecht unterfallen und worüber das Unternehmen den Betroffenen vor bzw. bei der Nutzung der Dienste aufzuklären hat.
Ungewollte Kontaktvorschläge
Wer also regelmäßig im Fitnessclub mit seinem Smartphone unterwegs ist und dies aktiv durch „Check-ins“ oder „likes“ an Facebook übermittelt, könnte unter Umständen weitere Facebook-Mitglieder aus demselben Fitnessstudio angezeigt bekommen, ohne jemals nur ein Wort mit ihnen gewechselt zu haben. Das soll auch für viele so bleiben. Und auch mit dem Chef oder Urlaubsflirt möchte nicht unbedingt jeder im privaten Netzwerk befreundet sein, eventuell diesen Personen sogar nicht einmal die Teilnahme bei Facebook offenbaren.
Die Funktion ist offenbar in der Vergangenheit so weit gegangen, dass Patienten desselben Psychiaters trotz gegenseitiger Unkenntnis und ohne weitere Gemeinsamkeiten im Leben als Kontaktvorschläge beim Anderen in der Timeline auftauchen. Man stelle sich dasselbe nach Aufenthalten im Krankenhaus oder bei Selbsthilfegruppen vor, wenn also plötzlich der Teilnehmer aus dem gestrigen Treffen der „Anonymen Alkoholikern“ mit vollständigem Namen und Familienfoto in der Timeline auftaucht. Allein dies verdeutlicht die datenschutzrechtlichen Bedenken, werden so zahlreiche personenbezogene und in diesem Fall sogar unter Umständen sensible Daten des Betroffenen ohne Kenntnis berücksichtigt und letztlich auch öffentlich gemacht. Die Privatsphäre geht ein stückweit verloren.
Das System mag zwar im Ergebnis auch den früheren Schulfreund oder Nachbarn zum Vorschein bringen, die der Einzelne schon immer im Sozialen Netzwerk hinzufügen wollte. Doch die Negativbeispiele verdeutlichen die Kehrseite der Medaille. Und mit stetig optimierter Auswertung des Nutzerverhaltens wird dieses Angebot zum Leidwesen des Datenschutzes noch weiter zunehmen.
Es empfiehlt sich daher, an sensiblen Orten die Facebook-App oder allgemein die GPS-Verbindung zu deaktivieren und die Preisgabe der eigenen Informationen z.B. bei lokalen Besuchen von Restaurants oder Sehenswürdigkeiten jederzeit zu hinterfragen. Aber auch die Synchronisation der Kontaktdaten mit der App sollte überdacht werden. Dies lässt sich bei Android (unter „App Einstellungen“ und „Kontakte fortlaufend hochladen“) sowie iOS (unter „Einstellungen – Kontoeinstellungen – Allgemeines“ und „Kontakte hochladen“) deaktivieren. Und auf verschiedenen Unterseiten von Facebook lassen sich die übermittelten Kontakte einsehen bzw. löschen.
Doch so ganz lassen sich diese Features nicht verhindern, möchte man das Soziale Netzwerk weiterhin uneingeschränkt nutzen und die Kontaktvorschläge nicht einfach nur ignorieren.