Wer selbst Kinder hat, sollte sich frühzeitig mit der Frage beschäftigen, wie man dem Nachwuchs das Thema Sicherheit im Internet näherbringt. Es ist keine gute Idee, sich darauf zu verlassen, dass dies im Kindergarten oder etwa der Schule passiert. Wenn Bildungseinrichtungen zunehmend Probleme damit haben, Grundwissen zu vermitteln, kann nicht davon ausgegangen werden, dass besondere Medienkompetenz oder gar Wissen zur Sicherheit im Internet vorhanden ist. Es lässt sich sicher auch vortrefflich darüber diskutieren, ob dies Aufgabe von Schulen sein soll oder sein kann. Eltern müssen also selber ran.
Ich selbst gehöre der Generation Ü50 an und habe noch Telefone mit Wählscheibe, Vinylplatten und LKW´s ohne Lenkkraftverstärkung kennenlernen dürfen. Meine erste eigene Festplatte hatte immerhin schon 20 Megabyte und die ersten 4 Megabyte PS2-Ram, die ich später kaufte, kosteten etwa 500 DM. Internet gab es für Normalsterbliche nicht. Bis zur Compuserve- und AOL-CD-Schwemme sollten noch einige Jahre in´s Land gehen.
Meine ersten Erfahrungen mit Computern spielten sich rein lokal damals noch im Gehäuse auf meinem Schreibtisch ab. Sicherheitsprobleme gab es zunächst gar nicht. Dann tauchten die ersten Viren auf. Sie wurden meistens über die Bootsektoren von 3,5″-Disketten verbreitet. Großartige Schadroutinen gab es kaum. Löschen war im Prinzip das Schlimmste, was passieren konnte, denn ein Netz, um Daten irgendwo hinzuschicken, gab es ja noch nicht. Mit Backups bekam man das Problem leicht in den Griff und dann gab es auch bald die ersten Virenscanner.
Akustikkoppler habe ich selbst nie genutzt und mein erstes Modem hatte bereits satte 2400 Baud. Ende der 80er des letzten Jahrtausends lebte ich in Westberlin. Dort gab es innerhalb der Mauer (im Gegensatz zu Westdeutschland) keinen Zeittakt beim damals noch analogen Telefonieren. Man bekam also für 23 Pfennig quasi eine analoge „Standleitung“ zu einem anderen Anschluss innerhalb Westberlins. Das führte zu einer enormen Häufung von Mailboxen in Berlin. Ende der 89er waren es dort über 1000.
Mailboxen waren Computer, die über ein Modem an das Telefonnetz gehängt waren. Man konnte sie mit seinem Modem anrufen und ASCII-basiert Nachrichten abholen oder hinterlassen. Es gab persönliche Nachrichten an einzelne Teilnehmer im Netz oder auch öffentliche Nachrichten, die man auf themenbezogenen sogenannten „Brettern“ hinterlassen konnte. Diese waren etwa mit den heutigen webbasierenden Internetforen vergleichbar. Nach komplizierten Abfolgen riefen sich die Mailboxen untereinander an und tauschten auf Basis von Protokollen, die mit IP nicht viel zu tun hatten, die zu verschickenden Nachrichten untereinander aus. Bis eine persönliche Mail einen Empfänger erreichte, konnte es durchaus auch mal zwei Tage dauern. Alles passierte ASCII-basiert auf einer Kommandozeile, Bilder gab es nicht. Binärdateien zu verschicken, hätte viel zu lange gedauert.
In dieser Pre-Internet-Ära waren allein in Deutschland bereits einige zehntausend Systeme zumindest temporär miteinander verbunden. Es gab unter anderem das Mausnet, Fidonet, Magicnet, Lightnet, Z-Net usw. Die technisch unterschiedlich ausgeprägten Netze verbanden sich zunehmen über Gateways und so war es möglich, Nachrichten auch netzübergreifend zu verschicken. Durch ISDN wurden die Übertragungsgeschwindigkeiten größer. Die Grenzen zwischen Lokal und irgendwo im Netz begannen zu verschwimmen. Mit zunehmender Anzahl an vernetzten Systemen kam auch eine zunehmende Anzahl von Sicherheitsproblemen und Gefährdungen. Schließlich setzte sich das IP-Protokoll durch, schluckte letztlich alles und es entwickelte sich langsam das Internet, wie wir es heute kennen. Mit all den bekannten (und unbekannten) Sicherheitsproblemen.
In meiner Sozialisation gibt es also eine ganz klare Entwicklung vom lokalen Denken zu einem Stück für Stück zunehmend erweiterten vernetzten Denken. Meine Entwicklung ging einher mit der technischen Entwicklung. Diese ging nicht schneller vonstatten, als ich ihr zu folgen vermochte. Gleichzeitig war ich gezwungen, mich intensiv mit der Technik zu beschäftigen, da ich am „Netz“ in seiner frühen Ausprägung sonst nicht hätte teilnehmen können.
Bei meinem Sohn, der demnächst Sieben wird, ist das völlig anders. Das Internet war schon vor seiner Geburt da. Für ihn ist es normal, dass er jede beliebige Folge Feuerwehrmann Sam auf jedem beliebigen Bildschirm zu jeder beliebigen Zeit an jedem beliebigem Ort anschauen kann. Und so mache ich mir selbst inzwischen gar keine Gedanken mehr darum, WIE ich ihm den Unterschied zwischen „Lokal“ und „im Netz“ erklären soll, sondern eher darum, OB dieser Ansatz überhaupt noch Sinn macht…
Bei KIKA beschäftigte sich die Folge 174 von Timster mit dem Thema „Hacker – digitale Diebe?“: https://www.kika.de/timster/sendungen/sendung111468.html
Folgenden Fragen wird dabei kindgerecht auf den Grund gegangen: „Passwörter knacken, Bilder klauen, Internetseiten lahmlegen – täglich sind im Netz Kriminelle unterwegs. Selbst Politiker und Prominente sind davor nicht geschützt. Was ist dagegen zu tun? Und sind alle Hacker böse? Oder gibt es auch Gute unter ihnen?“