Auch bei der Überwachung geht Amazon wieder einen Schritt weiter. Alle Angestellten bei Amazon, die Pakete in den USA ausliefern wollen, müssen massiven Überwachungsmaßnahmen zustimmen. Ohne diese Zustimmung (Einverständniserklärung) können sie ihre Arbeit nicht ausführen. Die Maßnahmen umfassen vier HD-Kameras im Lieferfahrzeug, welche neben den Angestellten auch die Umgebung aufnehmen, eine App sowie Gesichtserkennung. Einen Einblick in die Einwilligung findet man auf Twitter. Mittels künstlicher Intelligenz soll der Verkehr, das Verhalten der Belegschaft sowie die Übergabe von Paketen aufgezeichnet werden.

Erwähnt sei an dieser Stelle Art. 7 Abs. 4 DSGVO, welcher im Rechtsgebiet der Europäischen Union Anwendung findet. Eine Einwilligung wird, bspw. bei Abschluss von Verträgen oder Zustimmung für die Zusendung von Newslettern, freiwillig von der betroffenen Person erteilt und darf nicht erzwungen werden. Im Beschäftigungsverhältnis stellt dies immer noch einmal einen Sonderfall dar, da der Arbeitgeber sozusagen „am längeren Hebel sitzt“. Aus dem Grunde ist darauf zu achten, dass die Einwilligung in die Datenverarbeitung freiwillig und ebenso im Interesse des Beschäftigten geschieht. Dies scheint jedoch nicht auf die Mitarbeitenden im Paketdienst von Amazon in den USA zuzutreffen.

Eine detaillierte Überwachung

Das kontinuierliche Überwachungssystem soll die Angestellten im Lieferfahrzeug erkennen, um sie ihrem personalisierten Fahrerkonto zuzuordnen. Hinzu kommt, dass die Angestellten ebenfalls der biometrischen Verarbeitung ihrer Daten zustimmen müssen. Dies übt natürlich Druck auf die Belegschaft aus und greift nicht unerheblich in deren Privatsphäre ein.

Amazon forderte schon vor diesen Maßnahmen, dass Angestellte neben der Verifizierung mit einer Keycard, vor Arbeitsbeginn ein Selfie von sich an ihren Arbeitgeber senden. Ebenso soll eine Mentor-App von Amazon eingesetzt werden, welche den Standort, die Fahrweise und die Telefonnutzung übermittelt. Mit diesen Daten werden die Leistungen der Paketzusteller ausgewertet.

Jetzt ging Amazon noch einen großen Schritt weiter und setzt HD-Kameras in den Lieferfahrzeugen ein. Hierbei werden neben den Gesichtern der Belegschaft auch die Körper aufgezeichnet und analysiert. Das System speichert bei Abweichungen die Daten, wenn bspw. jemand am Steuer gähnt oder der Blick von der Straße auf das Handy wandert.

Amazon steht nicht zum ersten Mal in der Kritik

Es ist nicht das erste Mal, dass Amazon aufgrund seines fragwürdigen Umgangs mit Angestellten in den Fokus rückt oder aufgrund von umfassenden Überwachungsmaßnahmen in der Kritik steht.

Den Angestellten bleibt aber scheinbar keine große Wahl, entweder man willigt unfreiwillig in diese Maßnahmen ein und wird während seiner Schicht rundum überwacht oder man darf sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Aufgrund der Gesetzeslage in den USA können sich Betroffene nicht auf eine einheitliche Regelung zur Verarbeitung personenbezogener Daten berufen, so wie es im Rechtsgebiet der Europäischen Union der Fall ist. Hier sitzt das Unternehmen definitiv am längeren Hebel.