Um zu verstehen, wie digitale Medien funktionieren, benötigen wir als Nutzer*innen eine grundsätzliche Vorstellung der technischen und rechtlichen sowie sicherlich ebenso der wirtschaftlichen Abläufe. Welche Abhängigkeiten bei bzw. zwischen den Dienstanbietern bestehen, wie diese mit unseren Daten umgehen und welche Zwecke verfolgt werden, muss nachvollzogen werden können. Ein solches Verständnis – also ein gewisses Maß an digitaler Fitness – gibt insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit, selbst einzuschätzen, welche persönlichen Informationen sie preisgeben möchten. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Sensibilisierung oder auch digitaler Medienkompetenz.

Kritische Auseinandersetzung mit digitalen Medien

Die Notwendigkeit der Kenntnis vorhandener Zusammenhänge gilt umso mehr, wenn Apps, Internetseiten und Systeme diverser Anbieter zumeist kostenlos genutzt werden können, deren einzige Einnahmequelle der Verkauf von Informationen/ Daten durch eine möglichst umfangreiche Verfolgung des Nutzungsverhaltens darstellt. Während sich das Verhalten vieler Nutzer*innen auf den Wunsch zum unkomplizierten und schnellen Gebrauch reduzierte, wächst inzwischen eine Generation heran, die ihr Nutzungsverhalten durchaus kritischer hinterfragt. Oftmals mit WhatsApp, Instagram & Co aufgewachsen, gehören diese digitalen Angebote zur modernen Informationsbeschaffung und Kommunikation und reduzieren sich schon lange nicht mehr auf einen rein spielerischen Gebrauch. Diese Medienangebote sind vielmehr aus dem Leben der heutigen Generation gar nicht mehr wegzudenken. Trotz kritischer Reflektion ihres Verhaltens, wollen bzw. können viele Schüler*innen auf die tägliche Kommunikation und den Austausch von Informationen mit anderen nicht mehr verzichten. Müssten eventuell sogar befürchten, in der Schulgemeinschaft den Anschluss zu verlieren!

Mit dieser Erkenntnis geht allerdings die Notwendigkeit einher, zu erkennen, welche Angebote rechtskonform sind und von welchen Dienstanbietern die Rechte der meist minderjährigen Nutzer*innen geachtet werden. Die Tatsache, dass es kostenlose Angebote im Internet geben kann, die anbietenden Unternehmen aber dennoch höchste Börsenwerte besitzen, ist ein deutlicher Indikator dafür, dass die Informationen über Personen und die eventuell daraus resultierende Auswertung eines Nutzerverhaltens einen hohen Wert besitzen. Sich dies zu vergegenwärtigen, ist ein ersten Schritt, um eigene Verhaltensweisen entsprechend kritisch zu betrachten und ggf. anzupassen.

Zusammenhänge erkennen

Das Wissen um die technischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge sind folglich Grundlage dafür, die damit verbundenen Rechte zu erkennen. Nur so können Schüler*innen selbst beurteilen, welcher Anbieter seinen Verpflichtungen zur Information und dem datenschutzkonformen Umgang mit personenbezogenen Daten nachkommt – oder eben auch nicht. Ein an Schüler*innen gerichtetes generelles Nutzungsverbot würde demgegenüber eher das Interesse an derartigen Angeboten verstärken. Ein Verstehen und die Übertragung von Selbstverantwortung regt hingegen zum eigenen Denken an.

Wo wäre jedoch die Förderung eines derartigen Mitdenkens besser angesiedelt als in der Schule. Dies haben Schulen durchaus erkannt, zögern jedoch noch in der Umsetzung. Die Frage: „Beherrschen Schülerinnen und Schüler die digitalen Medien oder werden diese durch die digitalen Medien beherrscht?“ würde sich gar nicht mehr stellen, wenn die Vermittlung von Lehrinhalten auch dieses Thema schulgerecht aufbereitet.

Auf eindrucksvolle Weise zeigte sich dies bei einem Digital Fitness Day, den die datenschutz nord Gruppe am 13.7.2021 gemeinsam mit der St.-Johannis-Schule in Bremen ausrichtete/ durchführte. Einen Schultag lang wurden gemeinsam mit dem 9. Jahrgang der Schule die Möglichkeiten des Trackings, die Funktionsweise der Datenverarbeitung auf Internetseiten, die Erstellung von Nutzungsprofilen sowie die datenschutzrechtlichen Hintergründe erörtert und kritische Verhaltensweisen diskutiert. Der Unterstützung und dem Einsatz von Schulleitung, Lehrer*innen, Softwareentwicklern, Juristin und Kommunikationsdesignerin sowie der tollen Mitarbeit aller Schüler*innen, ist es zu verdanken, dass ein Tag ermöglicht wurde, an dem die datenschutz nord Gruppe den Schüler*innen und anwesenden Lehrer*innen einen Einblick in die wesentlichen Themen bot. Es bleibt zu hoffen, dass auch andere Schulen diese Notwendigkeit derartiger Digital Fitness Days erkennen und es ein verlässliches Angebot dieser Art für gleiche Altersgruppen aber auch für Jüngere und Ältere geben wird.