Die Generaldirektorin der Unternehmensgruppe InfoWatch und Mitbegründerin von Kaspersky Lab Natalya Kaspersky hat sich in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur TASS dahingehend geäußert, dass alle Daten russischer Internetnutzer Eigentum des Staates sein sollten.

Über Natalya Kaspersky und ihre Unternehmensgruppe InfoWatch

Die russische Unternehmensgruppe InfoWatch entwickelt Lösungen für die Informationssicherheit von Organisationen und für die Abwehr interner und externer Gefahren.

Zu den langjährigen Kunden von InfoWatch gehören unter anderem viele russische Behörden und Unternehmen aus der Verteidigungsindustrie. So besteht zum Beispiel, eine Kooperationsvereinbarung mit der russischen Maschinenbau- und Rüstungsfirma „Uralwagonsawod“, die kurz vor dem Interview über Big User Data vom Verkehrsminister gebilligt worden ist. Diese Vereinbarung bringe viel Verantwortung und Herausforderungen mit sich, so Natalya Kaspersky.

Darüber hinaus nimmt Kaspersky in der Arbeitsgruppe der Internetentwicklung im Teil „Internet und Gesellschaft“, die von Präsident Putin am Anfang dieses Jahres eingesetzt wurde, teil. In Deutschland ist sie durch eine Tochtergesellschaft EgoSecure aktiv und gleichzeitig seit Oktober 2012 Mitglied des Aufsichtsrats der Bochumer G DATA Software AG.

Was ist „Big User Data“?

Natalya Kaspersky ist der Meinung, dass zu Big Data alle Informationen der Internetnutzer, wie Suchanfragen, Standortdaten, Kontakte, Bilder, Videos, E-Mails, Nachrichten usw., gehören. Frau Kaspersky behauptet (die Übersetzung von Netzpolitik.org):

„Meine Meinung ist, dass diese Daten Eigentum des Staates sein sollten, weil diese Daten den Nutzern nicht gehören. Der Nutzer hat sie in den Informationsraum entlassen und alles, was er da geschrieben hat, ist abgeflossen. Das bedeutet, es ist nicht seine Zuständigkeit“.

Dabei müsse, laut Kaspersky, beachtet werden, dass diese Daten von ausländischen Unternehmen frei heruntergeladen bzw. gesammelt werden können. Das wiederum bedeutet, dass die Möglichkeit besteht, dass andere Länder Informationen über Gedanken, Ortsänderungen, politische Anschauungen der Russen erhalten.

Es ist nicht das erste Interview von Natalya Kaspersky, welches für Aufregung sorgt. Im September 2016 wurde bekannt, dass die Regierung Russlands alle verschlüsselte Daten im Internet entschlüsseln möchte. Frau Kaspersky bewertete dies in einem Interview mit der Zeitung „Kommersant“ als „richtige Maßnahme“. Allerdings behauptete sie in einem späteren Interview, dass sie von der Interviewerin falsch wiedergegeben worden ist.

Die Besonderheiten von Big Data sind Massendaten, Komplexität und Umstrukturierung. Wie kann diese „Big User Data“ – Kontrolle realisiert werden? Kaspersky sieht mehrere Möglichkeiten: Entweder die Informationen bei der Übermittlung in das Ausland abfangen oder alle Daten, wie es ab 1. September 2015 für personenbezogene Daten gilt, in Russland speichern. Darüber hinaus erwähnt sie als Beispiel die Zusammenarbeit der Regierung mit ausländischen Unternehmen, die solche Informationen verarbeiten.

Die intensive Diskussion über Big Data

Die Regulierung von Big Data wird in Russland kontrovers diskutiert. So hat sich schon der Berater des russischen Präsidenten und ehemaliger Minister für Informationstechnologie und Kommunikation Igor Schtschogolew hierzu geäußert. Im Rahmen des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg am 17. Juli 2016 im Teil „Analysing Everything: the Continued Big Data Revolution“ hat er betont, dass die Regelungen in diesem Bereich definiert werden sollen.

Darüber hinaus hat der Chef der russischen Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Telekommunikation und Datenschutz (Roskomnadsor) Aleksandr Zharov im gleichen Wirtschaftsforum vorgeschlagen, die Aufsichtsbehörde bzw. verantwortliche Organisation für die Regulierung der Big Data einzusetzen. Wer kann es sein und welche Aufgaben erfüllen soll, ist aber noch nicht klar.

Deutlich wird, dass die russische Regierung bestrebt ist, dass Daten russischer Bürger nur in Russland selbst verarbeitet werden und nicht in das Ausland abfließen dürfen. Deutlich wird dies in der jüngsten Sperre des Portals LinkedIn in Russland. Die Behörden warfen dem Betreiber vor, russische Daten auf ausländischen Servern zu speichern.