Vor ziemlich genau drei Jahren haben wir im Blog unter dem Titel „Virtual Reality, Social VR und Datenschutz“ das Thema „Social VR“ näher beleuchtet und dabei auch Facebooks Ambitionen in diesem Bereich hinterfragt. Was sich damals vielleicht noch nach einem Nischenthema anhörte wird nun Realität – und das nicht nur virtuell, sondern ganz konkret. Denn auf der Veranstaltung „Oculus Connect 6“ am 25.09.2019 stellte Mark Zuckerberg neben neuen VR-Brillen auch die neueste Softwareentwicklung vor: Facebook Horizon – eine virtuelle Welt, in der Nutzer, die über eine VR-Brille verfügen, eintauchen und  Bauwerke errichten, Spiele spielen und miteinander interagieren können. „Beyond our world, there is another world” beginnt das Video, mit dem Facebook Horizon vorgestellt wird und den Zuschauer in eine bunte Welt glücklicher Nutzer entführt. Die Einführung ist für 2020 geplant.

Betrachtet man den Aufwand (Kauf und Weiterentwicklung von Oculus) und die Beharrlichkeit, mit der Facebook das Thema Social VR betreibt genauer, ahnt man schnell, dass hinter Facebook Horizon mehr steckt als nur ein kurzer Marketinggag. Facebook plant, die Nutzer noch tiefer, noch immersiver in die eigene virtuelle Welt zu ziehen – eine Welt, in der Facebook die Sensor- und Datenhoheit haben dürfte. Soziale Interaktionen, Sprachdaten von Unterhaltungen, Textdaten von Chats, Sensorbewegungsdaten des VR-Headsets, Tracking der Fingerbewegungen – die Liste an Datenquellen wird durch Facebook Horizon detaillierter und die facebookeigene Welt dem Nutzer direkt vor die Augen geschnallt. Möglich wäre damit auch das Tracking der Blickrichtung und es könnte ausgewertet werden, was sich Nutzer ansehen. Blickrichtungstracking? Klingt gruselig und das würde außerhalb von (Markt-)forschungsprojekten doch keiner machen? Ein näherer Blick auf Google Expeditions zeigt, dass dies bereits Realität ist – auch an deutschen Schulen.

An dieser Stelle sind Datenschützer und kritische Nutzer gefragt. Die Regeln, wie mit Nutzerdaten umgegangen werden darf, müssen von Facebook beachtet und von Nutzern und Behörden eingefordert werden. Zum Glück gibt eine Reihe von Alternativen, die derzeit mangels Monopolstellung von Facebook in diesem Bereich noch zur Verfügung stehen. Wer sich näher dafür interessiert, dem sei dieser Artikel empfohlen.

Teilweise verknüpfen diese Metaverses sogar Social VR und Blockchain bzw. web3 Funktionalität – etwa Decentraland und Cryptovoxels. Aber da sind wir wieder bei einem vermeintlichem Nischenthema – zumindest noch.