Der Profisport ist ein Bereich, bei dem Geld mitunter scheinbar keine Rolle zu spielen scheint. Insbesondere der Fußballsport erlebt bei Ablösesummen Auswüchse, die dem Laien mit gesundem Menschenverstand nicht (mehr) nachvollziehbar zu sein scheinen. Da ist der Transfer von Eden Hazard mit einer Ablösesumme von EUR 100.000.000 nur auf Platz 10 der teuersten Ablösen und der aktuelle Wechsel von Neymar zu St. Germain mit EUR 222.000.000 stellt den neuen, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht den letzten Rekord der MEGA-Transferzahlungen.

Und auf der anderen Seite werden regelmäßig Wettbetrugskartelle aufgedeckt, die erhebliche Gewinne aus manipulierten Fußballspielen erzielen. Die causa Hoyzer aus dem Jahr 2005 hat international für Aufsehen gesorgt, war aber weder der größte noch der erste oder gar letzte Fall von bandenmäßigem Betrug im Profisport. Die Begehrlichkeit liegt bei einem Wettvolumen von allein in Deutschland EUR 8,8 Milliarden pro Jahr (2018) auf der Hand. Und da so mancher prominenter Fußballverein in Trägerschaft eines reichen Gönners, wie etwas stereotyp einem russischen Oligarchen oder dem saudischen Ölscheich, ist, ist die Anfälligkeit, Geld aus dubiosen Quellen im und durch den Verein zu „waschen“, also wieder in den legalen Wirtschaftskreislauf zu integrieren, offensichtlich. Skandale im Profifußballsport sind aber nicht nur auf das Ausland begrenzt, man denke nur an die Querelen im Zusammenhang mit dem vermeintlichen „Sommermärchen“ von 2006.

2009 hat die FATF (Financial Action Task Force) der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) im Rahmen einer Studie festgestellt, dass im Profifußballsport deutlich gesteigerte Risiken der Geldwäsche bestehen. Im Rahmen dieser Studie wurden Risikobereiche identifiziert und die Anfälligkeit für kriminelle Machenschaften offengelegt.

Fehlende Transparenz

2019 veröffentlichte die EU-Kommission eine Studie mit dem Ergebnis, dass der Profifußball nicht nur eine beliebte Sportart sei, sondern vor allem eine weltweite Industrie mit extremer finanzieller Reichweite und Anreizen. Neben der komplexen Struktur von Vereinen und Ligen fehle jede nachvollziehbare Transparenz, was die Empfindlichkeit für kriminelles Engagement erhöht.

Die Geldflüsse aus kriminellen Handlungen stellen eine große Gefahr für die Gesellschaft im Allgemeinen und für den Profisport im Besonderen dar. Dies ist auch vielen Fans bewusst, was die kürzlichen Proteste im Stadion und bei der Jahreshauptversammlungen eines großes Bundesligavereins wegen fragwürdigen Sponsorings gezeigt haben. Und die Selbstverpflichtungserklärungen und Ethikreglements der Weltsportverbände haben nicht die erhoffte Wirkung des rechtskonformen Verhaltens bei Vergabe von Meisterschaften, Zuwendung von Geldmitteln oder Ausnutzung von sklavenähnlicher Arbeit gezeigt.

Geldwäschegesetz weiter auslegen

Und hier macht das Bundesland Bremen den Vorstoß, den Kreis der Verpflichteten nach dem Geldwäschegesetz auf Spielervermittler, Sportvereine und Unternehmen, die mit wenigstens einer Mannschaft einer ersten, zweiten oder dritten Liga im Bereich des olympischen oder nichtolympischen Individual- oder Mannschaftssports angehören und dem Berufssport zuzurechnen sind, zu erweitern. Dies hätte zur Folge, dass diese unter Meldepflicht beim Verdacht auf Geldwäsche fallen. Vertragspartner müssen identifiziert werden und der Zweck der Geschäftsbeziehung muss klar erkennbar sein. Einige Verpflichtete, zu denen dann auch Sportvereine zählen würden, müssen einen Geldwäschebeauftragten bestellen, der die Finanzströme auf Geldwäsche zu überwachen und diese bei Verdachtsmomenten unabhängig bei der FIA (Financial Intelligence Unit – Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen) zu melden hat.

Sollte dieses Gesetzesvorhaben Erfolg haben, müssten alle Profisportvereine, nicht nur die des Fußballsports, eine klassische und echte Compliance betreiben. Hierzu zählt ein Risikomanagement, mit dem Risiken der Geldwäsche identifiziert, bewertet und durch geeignete Gegenmaßnahmen minimiert werden müssen. Die Herkunft von Vermögenswerten müsste seitens der Vereine geklärt werden und die Beteiligten bei sämtlichen wirtschaftlichen Transaktionen steuerlich identifiziert werden.

Der Ansatz der bremischen Justizsenatorin ist aufgrund der immer wieder auftretenden Skandale im Profisportbereich der richtige Weg, auch wenn er die Vereine vor große Herausforderungen stellt. Letztlich müssen auch hier wieder die Vereine, die sich korrekt verhalten, die Zeche der „Geldwäscher“ und Betrüger zahlen…