Nach mehrjähriger Corona-Pause lud die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) in diesem Jahr am 11. und 12. September 2023 wieder zur Akkreditierungskonferenz AKKKO ein – erstmalig im zweitägigen Format, das vor allem mehr Zeit und Gelegenheit für den Austausch der Teilnehmer untereinander und persönliche Gespräche mit den Vertretern der DAkkS ermöglichen sollte.

Inhaltlich drehten sich die Themen auf der AKKKO 2023 um Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Zur Digitalisierung wartete die DAkkS mit eigenen Neuerungen auf: Vorgestellt wurde das DAkkS-PORT, das neue Austauschportal der DAkkS, das die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen DAkkS und ihren Kunden erleichtern und Prozesse wie die Antragsstellung und Änderungsanträge beschleunigen soll. Geworben wurde auch für das digitale Akkreditierungssymbol, das den Weg für eAttestations bereiten soll, also für digitale Bestätigungen wie Zertifizierungsurkunden und Kalibrierscheine. Ab dem 30. März 2024 – so die Planungen – kann das digitale Akkreditierungssymbol von allen akkreditierten Konformitätsbewertungsstellen (KBS) beantragt werden. Die Teilnehmer der Pilotphase äußerten sich bisher durchweg positiv. Die eAttestations sollen einen besseren Schutz des Akkreditierungssymbols im digitalen Raum gewährleisten und bieten den Vorteil der Maschinenlesbarkeit.

Das Thema Nachhaltigkeit wurde ganz konkret am zweiten Tag der AKKKO 2023 beleuchtet in Beiträgen zur Nachhaltigkeitszertifizierung, dem „Grünen Knopf“, dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG), der Novellierung der Trinkwasserverordnung, der Ersatzbaustoffverordnung und den Entwicklungen im Bereich Erneuerbare Energien. Für viele der Vortragenden und Podiumsgäste gehört zur Nachhaltigkeit immer auch die Digitalisierung und die wirft wiederum zwingend die Frage nach der Sicherheit auf. In der Podiumsdiskussion waren sich die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Forschung, Normung, Akkreditierung und Zertifizierung einig, dass die Qualitätsinfrastruktur (QI) dringend fit gemacht werden muss für die Zukunft. Geld und Zeit müssten investiert werden, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, aber auch gegen dadurch erwachsende Gefahren (Stichwort „Cyberkriminalität“) gewappnet zu sein.

Neben der QI zog sich auch die KI, die Künstliche Intelligenz, wie ein roter Faden durch die Konferenz. Das Potential der Chancen durch die Nutzung von KI wurde dabei ebenso hoch eingestuft wie die Gefahr der nur schwer abzuschätzenden Risiken.

Die Vorträge von Prof. Dr. Tobias Schaefter (PTB) und Dr. Daniel Schwabe (PTB) zu den Themen „Vertauenswürdige Künstliche Intelligenz – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ bzw. „Datenqualität und Zertifizierung für vertrauenswürdige KI in Medizinprodukten“ skizzierten die Gefahren bei der Nutzung von KI und erklärten, welchen Einfluss die Datenqualität auf die Ergebnisse der KI hat und wie die Forschung daran arbeitet, die Nutzung der KI sicherer zu machen. Prof. Dr. Gian Kayser (Gemeinschaftspraxis für Pathologie Nährig Mattern Kayser) veranschaulichte in seinem Vortrag über „Digitale Verfahren in der Pathologie“ die enormen Vorteile der Digitalisierung in diesem Bereich für die Labore, das medizinische Personal, Patienten und Patientinnen, sowie die gesamte Gesellschaft. Deutlich wurde aber auch, dass hier noch ein weiter Weg zu gehen ist.

Am Ende der AKKKO 2023 scheint klar: Alle Akteure müssen sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Eine Alternative gibt es nicht! Sie müssen finanzielle und zeitliche Ressourcen bereitstellen, um ans Ziel zu gelangen und die Vorteile der Digitalisierung nutzen zu können. Leider wurde jedoch auf der Konferenz die Notwendigkeit von kompetentem Fachpersonal zur Umsetzung dieser Digitalisierung nicht thematisiert. Der Fachkräftemangel war und ist die wohl größte Herausforderung für alle KBS ebenso wie für die DAkkS. Diese Situation wird sich auch so schnell nicht ändern und sicher noch zunehmen, wenn in unserer Branche mehr und mehr Menschen mit jahrelanger Erfahrung in den Ruhestand gehen. Vielleicht gilt der von vielen Rednerinnen und Rednern vorgebrachte Apell „Einfach anfangen und loslegen!“ auch hier: Kompetenzanforderungen sowie die Ermittlung und der Nachweis von Kompetenz sollten neu gedacht und den realen Gegebenheiten angepasst werden. Nur dann haben wir eine Chance, die wichtigen Konformitätsbewertungen mit kompetentem Fachpersonal durchzuführen. Denn, auch das ist klar, in einer digitalisierten Welt sind vertrauenswürdige Konformitätsbewertungen wichtiger denn je, um in immer schwerer durchschaubaren Prozessen und Produkten einwandfrei die Einhaltung aller Sicherheitsstandards zu prüfen und zu bestätigen.

Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Zertifizierungsprozesse sind kein Selbstzweck, sondern sollen in der Praxis bestimmte (Qualität-)Standards sichern, von denen letztlich alle profitieren. Fehlt den KBS jedoch das Personal, weil die Anforderungen an die Qualifikation (inzwischen) realitätsfern sind, so ist dies nicht nur für die KBS existenzbedrohend, sondern auch für die Kunden, die keine Zertifizierer mehr finden.