In England sind ein paar Dinge unumstößlich, Brexit hin oder her:

  • Das Pint im Pub ist sehr beliebt und
  • (Vor-)drängeln wird überhaupt nicht gerne gesehen.

Doch auch in London kann sich ein Barkeeper unmöglich die exakte Reihenfolge der Gäste an der vollen Theke merken, es kommt fast zwangsläufig dazu, dass Menschen, gewollt oder nicht, zu Vordränglern werden. Der Londoner Pub „The Underdog“ hat nun eine Lösung parat (vgl. hier). Per Gesichtserkennung wird die Reihenfolge der Gäste erfasst und jedem Gast wird eine Zählnummer zugewiesen. Sowohl Gesicht als auch Nummer werden für alle gut sichtbar auf einer großen Leinwand hinter der Theke angezeigt. Die Software berechnet dann auch noch die voraussichtliche Wartezeit für den Gast und gibt einen Hinweis, falls man seinen Ausweis zücken muss. Denn die Software analysiert das ungefähre Alter uns schlägt Alarm, wenn sie denkt, der oder die Betroffene sei zu jung für den Konsum von Alkohol.

Soweit so schön, brave new world, doch Gesichtserkennung, biometrische Daten, noch EU-Mitglied, da war doch noch was. Richtig, eine Verarbeitung biometrischer Daten setzt eine Einwilligung voraus (zumindest in den allermeisten Fällen und hier im Pub wohl in unstrittiger Weise). Diese müssen die Gäste vor dem Betreten des Pubs auch schriftlich erteilen. Das ist sicherlich ein Grund, weshalb der die Erkennungssoftware bisher nur bei besonderen Events zum Einsatz kommt.

Wenn Sie bisher nur geschmunzelt haben, kommt jetzt der erhobene Zeigefinger. Die Gefahr, dass wir alle uns immer mehr an Überwachung gewöhnen und irgendwann Gesichtserkennung als etwas Selbstverständliches akzeptieren, ist groß. Welche gesellschaftlichen Folgen das hat kann man gerade, quasi live, in China beobachten.