Die Dating-App Tinder ist gezwungen, Benutzerdaten und private Nachrichten für die russischen Strafverfolgungsbehörden und den Geheimdienst (FSB) zugänglich zu machen. Die russische Aufsichtsbehörde für Telekommunikation und Datenschutz, Roskomnadsor, teilte am Montag mit, Tinder sei in das Register für „Organisatoren von Informationsverbreitung“ (Register of Information Dissemination Organizations, ORI) aufgenommen worden.

Seit 2016 dürfen russische Behörden auf Daten zugreifen, wenn sie kriminelle Machenschaften oder Terrorverdacht vermuten. Rechtsgrundlage sind die russischen Gesetze 97-FZ und 374-FZ. Alle Unternehmen, die ins ORI aufgenommen werden, müssen Daten auch ohne richterlichen Beschluss an die Polizei und den Geheimdienst weiterleiten.

Sollte Tinder sich weigern, den Aufforderungen nachzukommen, droht eine Sperre für ganz Russland. Auch Geldstrafen sind möglich. Im letzten Jahr hatte der Messaging-Dienst Telegram für Aufsehen gesorgt. Auch er war in das ORI aufgenommen worden, weigerte sich aber Nutzerdaten herauszugeben und wurde daraufhin mit einer Geldstrafe belegt und gesperrt. Die Sperrung war allerdings nicht so erfolgreich, wie von russischer Behördenseite erwünscht (wir berichteten). Viele Nutzer konnte den Dienst mit kleinen Umwegen dennoch nutzen.