Das Wort Verschlüsselung klingt in den Ohren von Datenschützern wie das Halleluja in der Kirche. Ein Segen für die Privatsphäre. Auch wir haben bereits an verschiedener Stelle hierzu gebloggt. Ganz anders ist das Empfinden auf Seiten der Strafverfolger. Für sie klingt das Wort Verschlüsselung eher wie ein schriller Alarmton. Die Dezibelzahlen dieses Alarmtons herunterzuschrauben ist nun den Verfassern einer Harvardstudie mit dem Titel „Don’t Panic. Making Progress on the „Going Dark“ Debate“ gelungen. Auf der anderen Seite dürfte der Schmerz bei Datenschützer dafür zunehmen..
Wie kam es dazu?
Das immer häufiger Verschlüsselungen eingesetzt werden und diese auch vermehrt voreingestellt sind, ist ein Fakt – auch als Reaktion auf Edward Snowden. Ermittlungsbehörden sehen darin die Möglichkeit für Kriminelle, sich ungestört zu besprechen oder im Extremfall Terroranschläge zu planen. Aus diesem Grund fordern Behörden eine Hintertür, mit der sie die Verschlüsselung aufheben können. Hersteller und Datenschützer sehen indes die Privatsphäre vieler unschuldiger Nutzer gefährdet.
Genügend unverschlüsselte Informationen
Die Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass im Zeitalter von Big Data genügend unverschlüsselte Kommunikation und Information zur Verfügung steht, dass sich die Ermittler über die wenige verschlüsselte Kommunikation eigentlich keine Sorgen zu machen brauchen. Nicht alle Betreiber wendeten eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Das zeige sich vor allem bei den großen Social Media Riesen wie Facebook etc. (vgl. hier). Hier beruhen die Geschäftsmodelle auf dem Zugang zu unverschlüsselten Nutzerdaten. Daten bei Facebook und Co. werden gebraucht, um Kunden personalisierte Werbung zukommen zu lassen.
Die Experten sehen auch in den immer häufiger im Alltag eingesetzten Sensoren, Stichwort Internet der Dinge, einen waren Segen für die Ermittler. Diese Flut an Daten (z.T. ja auch Video- und Audiodateien) ließen sich leicht überwachen. Dies betrifft zudem Verbindungs- und Standortinformationen, die nicht verschlüsselt würden.
Des Einen Fluch, des Anderen Segen
Was die Ermittler beruhigt wird zum Graus für die Masse an unschuldigen Nutzern. Die Gefahr für jeden Einzelnen überwacht zu werden steigt mit der Zahl der zur Verfügung stehenden Daten an. Wir werden alle immer gläserner. Verschlüsselung hin oder her.
Jochen Haller
8. Februar 2016 @ 12:48
Dass Kriminelle auch Verschlüsselung einsetzen, darf kein Argument sein, den Einsatz zu reglementieren. So ist das eben nun mal mit Technologie: Wann kann sie für „gute“, aber auch für „schlechte“ Zwecke einsetzen. Zumindest sollten man den „Guten“ die Chance auf „Waffengleichheit“ geben. Denn Kriminelle werden Verschlüsselung in jedem Fall einsetzen.
Jochen Haller